Bärenfels nach dem Fest der Drachen (2016)

Seran schloss die Tür hinter sich und ging anschließend zielstrebig zum Kochfeuer.
Es schien beinahe als hätte er Salome und Frederik übersehen. Doch beim Vorbeigehen an den beiden erhob er das Wort: "Ihr riecht nach Pferd, Lederabrieb und Wochen ohne Wasser zum Waschen... ihr gehört zu den Reitern die vorhin ankamen?".
Seran zog eine Schüssel aus einer großen Tasche und füllte sie mit dem Eintopf.
"Zwei eurer Pferde sind krank. Man kann es hören, wenn sie im Trab sind.", fügte Seran an: "Doch ein guter Stallmeister sollte dies auch problemlos bemerken."
Der Elf setzte seinen Löffel an, bemerkte allerdings, dass der Eintopf noch viel zu heiß war. Er lehnte sich an einen der Tisch, hielt die Schüssel in seiner Rechten und schien einfach darauf zu warten, dass der Eintopf abkühlt."

Frederik bekam sehr große Augen.
"Wahnsinn! Ein echter Elf!", brachte er nur hervor, bloß um sich im nächsten Moment unheimlich dämlich vorzukommen.

Dann aber sammelte er sich kurz und meinte:
"Äh... aye, Herr Elf... ich gehöre zu den Reitern."

"Tot?"
Duran drehte sich um. Er ging ein paar Schritte zum Fenster. Beim letzten Schritt fing er an zu Wanken und musst sich an einem kleinen Tisch kurz festhalten.
"Woran oder wie ist sie gestorben?"
Duran überhörte Sir Landraik.

Artyom schluckte.
"Sie wurde sehr schwer verletzt und hat sich vermutlich mit letzter Kraft noch vom Ort des Kampfes entfernt... sie war übel zugerichtet, Schnitt und Stichwunden."

Tränen schossen Duran in die Augen.
"Landraik. Bitte schickt Reiter zu der Stelle und schaut was sie herausfinden können."
Duran sah aus dem Fenster.
"Findet den oder die Täter. Egal wie lange es dauert oder was es kosten mag."
Er schluckte und rieb sich mit seiner rechten Hand über das Gesicht.
"Ich will sie lebend haben."

Landraik legte den Brief sofort ab. "Jawohl mein Herr! Ich werde sofort alles vorbereiten." Dann wandte er sich kurz an Frederik. "Es sollte mindestens einer deiner Soldaten meinen Trupp begleiten, damit wir den schnellsten Weg nehmen können."

Ohne lange zu warten verneigte sich Landraik kurz vor Duran und machte sich auf den Weg zu den Ställen. "Magda. Die Partroullie benötigt mehr Proviant." sagte er Magda während er den Raum verließ.

"Bringt mir noch etwas zu Essen und eine große Karaffe Wein."
Er überlegte kurz.
"Dann will ich heute nicht mehr gestört werden."

Als Sir Landraik die Räumlichkeiten des Barons verließ und er die Tür offen ließ konnte Magdalena einen kurzen Blick hinein werfen. Der Baron wirkte sehr mitgenommen wie er so am Fenster stand. Sie hörte Sir Landraik ihr zurufen daß die Patrouille mehr Proviant brauchen wird und schon eilte sie in Richtung Küche. Den Wunsch des Barons nach etwas zu essen und einer Karaffe Wein bekam sie noch mit.
Als sie die Küchentür öffnete staunte sie nicht schlecht den Elf in der Küche zu finden. Sie hatte schon viel über ihn gehört ihn aber persönlich noch nicht kennengelernt. "Seid gegrüßt, ihr müsst Seran. der Elf sein. Wie ich sehe, habt ihr schon Eintopf gereicht bekommen. Ich hoffe er mundet euch."
Ohne auf eine Antwort zu warten, lief sie zur Vorratskammer um mehrere Beutel Proviant zu packen. Nach einiger Zeit
kam sie mit einigen gepackten Proviantbeuteln wieder zum Vorschein, schaute einmal in die Runde, alle 3 sahen sie erstaunt an. Sie legte die Beutel auf der Bank ab und prustete einmal durch.

Artyom verneigte sich tief und ging aus der Tür.
"Das lief anders, als ich erwartet hatte...", dachte er kurz bei sich. Dann stockte er.

Wollte Sir Landraik jetzt wirklich mit ihnen losreiten, um zur Stelle des Unglücks zu gelangen?

"Sire Landraik, auf ein Wort?", sagte er, nachdem er zum Ritter aufgeholt hatte.

"Ja?" Antworte Landraik während er weiter Richtung Ställe ging.

"Ein echter Elf... erstaunlich wie oft man dies noch zu hören bekommt...", erwiderte Seran.
"Was ist es, dass euch dazu getrieben hat die Pferde zu dieser Jahreszeit zu einem harten und langem Ritt zu treiben?", fragte Seran, während er sich mit seinem abgekühlten Eintopf beschäftigte.

Das Gespräch wurde unterbrochen, als eine Frau zielstrebig an ihnen vorbei lief.
Seran erwiderte ihre Worte, als sie in der Vorratskammer war.
"Ein Eintopf wird mit jedem Tag besser. Er ist anders als ich ihn machen würde, aber anders heißt zumeist niemals schlecht.", der Elf merkte schnell wie missverständlich seine Worte sein konnten: "Das war ein Lob... bevor mir unterstellt wird ich würde das Wort 'schlecht' im selben Atemzug mit 'Eintopf' in den Mund nehmen."

Nach viel Lärm kam sie wieder aus der Vorratskammer und setzte sich prustend auf eine der Bänke.
"Ich hoffe es wird ein neuer Reitertrupp geschickt und nicht noch einmal der gleiche.", sagte Seran als er wahrnahm, was gepackt wurde.

Mit einem Lächeln im Gesicht schaute sie Seran an. "Mein Name ist Magdalena oder kurz Magda, es freut mich wenn euch der Eintopf schmeckt." Alle anderen unnötigen Worte hatte sie bereits aus dem Wortschwall rausgefiltert. Ich kann leider nicht sagen ob der gleiche Reitertrupp wieder los geschickt wird, ich hatte nur Anweisung für mehr Proviant zu sorgen."
Nach einem kurzen Verschnaufen, stand sie auf und füllte eine Schüssel mit dem Eintopf und stellte ihn zur Seite. Dann hing sie den anderen Topf, mit dem Gewürzwein, einen Zahn tiefer damit er schön heiß wurde. Er würde dem Baron gut tun.
Sie blickte auf die lustige Runde mit Frederik, der den Elf immer noch faszinierend anschaute. Salome, die das ganze schweigsam beobachtete und Seran, der mehr zu wissen schien, wie alle anderen zusammen.

"Was war denn die Aufgabe des Reitertrupps?", fragte der Elf.
"Und noch viel interessanter, da man hierauf noch Einfluss nehmen kann: Was ist die neue Aufgabe?", fügte er hinzu.

Magdalena antwortete ihm: "Sie müssten dem Baron die traurige Nachricht überbringen daß sie Asdis, die Frau von Sir Owen, tot aufgefunden hatten. Ich habe die Anweisung zwar nicht selbst gehört, vermute aber daß die Reiter wieder dorthin sollen. Sir Owen ist alleine vor Ort. "

Artyom verneigte sich vor Landraik und sagte dann:
"Sire, ich bin mir nicht sicher, ob Euch bewusst ist, was dieser Ritt bedeutet. Eine Woche lang haben wir unsere Pferde malträtiert. Und ich meine malträtiert. Wir haben vielleicht drei, vier Stunden gerastet in den Nächten. Die Pferde, auf denen wir gerade gekommen sind können wir nicht wieder diesen Strapazen aussetzen. Das machen sie nicht mit. Ähnliches gilt für meine Männer. Wenn überhaupt könnten wir Frederik fragen, ob er einem Trupp den Weg zeigt. Er war der Jüngste unter uns und kann sich vielleicht noch aufraffen. Aber ich würde mich schlecht bei dem Gedanken fühlen, Euch bei dem Wetter und unter den gegebenen Umständen selbst reisen zu lassen. Lasst uns eine Gruppe zusammenstellen, die zurückkehrt an den Ort."


Frederik nickte und schaute wieder bitter drein.
"Aye... wir haben sie gefunden und sind auf Owens Geheiß ohne ihn wieder hierher gekommen."

Landraik nickte zustimmend und ging auf den Hof heraus. Er ließ die angetretene patroullie zusammenrufen. "Ihr werdet einen besonderen Auftrag für den Baron erledigen. Ihr werdet euch den Weg zeigen lassen und Sir Owen suchen und ihn unterstützen. Außerdem werden ihr mehr über die Vorkommnisse herausfinden und dem Baron Bericht erstatten." Er blickte in die stellenweise missmutigen Gesichter. "Ihr werden Proviant bekommen und sobald wie möglich losziehen."

Als der Gewürzwein heiß genug war hängte Magdalena den Topf wieder höher. Sie füllte einen Krug, nahm die Schüssel mit dem Eintopf, packte beides auf ein Tablett und verließ die Küche mit den Worten. "Entschuldigt mich, ich bringe dem Baron seine Mahlzeit."
Mit dem Tablett in der Hand begab sie sich zu seinen Räumlichkeiten. Sie klopfte und wartete auf Einlaß.

Selbst in der Küche war Landraiks Ansprache zu hören. Seran setzte seine Schüssel an den Mund und trank die Überbleibsel seines Eintopfes.
"Entschuldigt mich bitte", sagte er, während er zum Ausgang der Küche eilte.
Barfuß und immer noch wenig bekleidet verlangsamte er seinen Schritt als er auf den Hof gelangte.
"Ihr wollt etwas suchen? Ihr wollt etwas herausfinden?", sagte der Elf mit lauter Stimme und ließ sich in keiner Weise durch die Blicke der Soldaten irritieren, welche komsich schauten, weil ein Elf barfuß und leicht dünn bekleidet einfach auf dem Hof auftauchte.
"Ich würde Duran gerne darum bitten mich zu schicken. Wenn ich nichts finde, wird es niemand können."
Seran merkte selbst die Arroganz hinter seinen Worten. Er hatte aber bereits so oft unter Beweis gestellt, dass sie wahr sind, dass es für ihn keinerlei Zweifel gab.

Salome saß in der Küche und beobachtete das rege Treiben. Sie hatte Seran schon das eine oder andere mal in der Motte gesehen, doch sah sie ihn jetzt zum ersten mal von nahem. Ulfúrs Bericht von dem Kampf gegen Chagrim klang ihr in den Ohren und das Schwarz in den Augen des Elfen jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Salome versuchte sich im Hintergrund zu halten und nicht aufzufallen umdas Geschehen weiter ungestört beobachten zu können.

Duran stand immer noch am Fenster. Er sah die tolle Landschaft nicht die sich ihm bot.
Seine Gedanken hatten sich auf eine Reise in die Vergangenheit gemacht.
Es klopfte.
Er brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen wo er war und was gerade passiert war.
Dann sagt er leise: "Ja bitte."

Als Magda sein "ja, bitte" hörte trat sie ein. Sie knickste und schaute dann zum Baron,er stand noch immer am Fenster. "Sire, euer Essen und der Wein." Magdalena ging auf den Tisch zu und stellte das Tablett ab.

Langsam drehte er sich um. Er lächelte ihr zu und sagte:
"Was für eine gute Seele du doch bist. Danke."
Dann sah er wieder aus dem Fenster.

Etwas verlegen schaute sie ihn an. "Sire, kann ich sonst noch etwas für euch tun? "

"Nein nein."
sagte er.
"Geh ruhig. Nimm dir den Rest des Tages frei."

"Seran. Schön euch zu sehen. Ihr kennt Sir Owen und ich glaube dass er eure Hilfe gebrauchen könnte, aber es ist eine lange Reise." Landraik blickte den Elfen an. "Und ich kann es nicht von euch verlangen ebenfalls dort hinzureisen. Wenn ihr es dennoch tun wollt, glaube ich dass ihr eine sehr große Hilfe seid." Dann betrachtete er kurz die Füße des Elfen und lächelte kurz. "Ich denke, ihr sollten dann dennoch ein paar Schuhe anziehen."