Bärenfels nach dem Fest der Drachen (2016)

Der junge Mann fing plötzlich und unerwartet an lauthals zu gröhlen.
Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte sagte er, wobei er mehr keuchte:
"Oh Du Kind von Ogrim, wenn Du wüsstest wie Recht Du damit hast. Aber ich muss Dich enttäuschen... der eben genannte ist es nicht. Und nun? Sag schon. Was wurde aus den Waren? Haben sie einen guten Preis erziehlt? Und bist Du Dir so sicher, dass Dein Gott das so lobenswert fände, dass Du plündernd durch fremder Leute Häuser ziehst?"

Seine Stimme wurde leiser.
"Das ist nicht Ogrims Domäne! Aber der Weg, den Du damit beschreitest, gleicht schon viel eher den Werten, denen ich im Namen meines Gottes verfolge!"

Ein Malvgläubiger? Das hätte man sich ja denken können. Alles Diebe und Halsabschneider, das waren die wahren Plünderer, nicht er, der nur einem sterbenden Ork sein Diebesgut abgenommen und es wieder in amsivarischen Besitz gebracht hatte. "Was wollt Ihr, sagt schon.", presste Lenz heraus.

Der Junge legte den Kopf etwas schief.
"Wieso, was soll ich wollen? Du bist doch mir hier hinaus gefolgt, wenn ich mich recht entsinne."

"Ich euch gefolgt? Ich musste nur austreten, wieso sollte ich euch wohl folgen?" Lenz hatte sich mittlerweile wieder ganz zu dem Jungen hingedreht. Etwas seltsames haftete an diesem. Aber er saß am Tisch des Barons und der Schankwirt war sich sicher, dass niemand in die Nähe des Barons kommen würde, der eine Gefahr für den Baron, Bärenfels oder ganz Amsivar darstellen würde. Innerlich schnaubte Lenz, dies war nur ein Bengel, der vermutlich ein paar Worte irgendwo aufgeschnappt hatte und sich wichtig machen wollte. Gerade als der Junge ansetzte um zu anworten winkte der Schankwirt ab und drehte sich wieder um.

Der junge Kerl lachte kurz und rau.
"Wie Ihr meint, Lenz... wie Ihr meint."

Mit diesen Worten betrat er das Abort.

Lenz kratzte sich am Bart, ein seltsamer Vogel. Der Schankwirt ging zurück in seine Taverne, wo er die Patroullie und den Baron weiter feiernd vorfand. Er setzte sich wieder an den Tisch des Barons: "Sire, wer ist eigentlich dieser Junge der hier saß?"

"Lenz!"
Duran schlug dem Wirt auf den Rücken.
"Schön dass du wieder hier bist! Die Erbsensuppe war wirklich sehr köstlich.
Wer? Der Junge? Keine Ahnung. Ich bin im über den Weg gelaufen oder er mir.
Ich weiß eigentlich gar nicht wer er ist. Wo steckt er denn überhaupt?"

"Na das ist doch wunderbar, ich hoffe, Ihr habt noch etwas übrig gelassen?", scherzte der Schankwirt, nachdem er sich von dem Husten erholte, den der Rückenklopfer bei ihm ausgelöst hatte. "Der ist noch auf dem Abort." Dann wandt er sich an den alten Mann, der dem Baron gegenüber saß: "Wisst ihr, wer der Bursche ist?"

Der Alte schaute kurz zum Baron und dann wieder zu Lenz.
"Das Kerlchen habe ich zum ersten Mal in Baliho gesehen. Aber ich habe ihn nie nach seinem Namen gefragt."

Lenz brummte etwas unverständliches, anscheinend waren keine weiteren Informationen über den Kerl zu bekommen, enttäuschend. Der Schankwirt versuchte noch hier und da dezent etwas über den Jungen herauszufinden, doch vergebens. Er resignierte und stieß auf einen weiteren Schluck mit dem Baron an.

Nachdem Magdalena sich ein wenig beruhigt hatte ging sie wieder an ihre Arbeit. Sie musste noch Brennholz nachlegen, im Schlafraum des Barons, bevor dieser zu Bett gehen würde. Sie machte sich auf den Weg zu seinen Räumlichkeiten, klopfte an seine Tür. Sie wartete eine zeitlang, aber als keine Antwort von drinnen kam, trat sie vorsichtig ein. Es war niemand dort. Magdalena wunderte sich ein wenig darüber, der Baron hatte für sie nicht den Eindruck gemacht dass er das Zimmer noch verlassen wollte. Sie erinnerte sich wie betroffen er am Fenster stand. Sie legte das Holz nach und schüttelte die Kissen des Bettes auf. Hatte er schon geschlafen? Wo war er jetzt? Sie wusste es nicht, und es ging sie ja auch nichts an. Oder sollte sie jemanden davon in Kenntnis setzen? Sir Landraik vielleicht? Doch sie verwarf den Gedanken, wahrscheinlich machte sie sich unnötig Sorgen. Danach sammelte sie das Geschirr vom Essen ein, brachte es in die Küche um es noch zu spülen.

Duran trank noch etwas. Er merkte den Alkohol jetzt sehr.
"Lenz! Was ist jetzt mit dem Jungen?"

Just in dem Moment tat sich die Tür auf und Peter kam zurück in den Schankraum.
Zielstrebig ging er zu seinem alten Platz und setzte sich an den Tisch, an dem auch der Baron saß.

"Na du. Wo warst du?"

Lenz wollte gerade ansetzen, als der Bursche wieder durch die Tür trat. Ein leicht süffisantes Grinsen huschte über Lenz' Gesicht, als der Baron Antwort verlangte.

Peter schaute den Baron etwas verwirrt an.
"Hochwohlgeboren, ich war austreten."

"Aha! Sehr gut! Ich hoffe du hattest Erfolg?!"
Duran nahm noch einen Schluck.
"So Achim. Nun erzähl doch mal was von dir!"

Der Junge sah den Baron fragend an.
"Peter ist mein Name, Eurer Hochwohlgeboren. Und... was wollt Ihr denn wissen?"

Lenz grinste in seinen Humpen, wie es schien war nichts mehr von der Arroganz des Jungen geblieben. Der Schankwirt empfand nun selbst ein triumphierendes Gefühl, welches das ungute Gefühl, dass das Gespräch vor dem Abort begleitet hatte, vergessen ließ; dies war nur ein dummer Bengel, nichts weiter.

"Stimmt! Peter! Ja genau. Also Peter. Du arbeitest als Soldat bei mir? Seit wann bist du denn hier? Ich habe dich hier halt noch nie vorher gesehen."

Der Junge sah den Baron an und sagte:
"Aye. Als Wachsoldat um genauer zu sein. Aber noch nicht lange. Im Feldzug nach Baliho gegen die Orks war ich als Botenjunge und Lastenträger dabei, Sire."

"Und kommst du auch aus Baliho, oder wo kommst du her Bursche?"; Lenz nahm einen Schluck aus seinem Krug und blickte zwischen dem Baron und dem Jungen ein, zweimal hin und her.

Der Junge schüttelte den Kopf. Hatte er gerade noch vor dem Abort überheblich gewirkt, so war dieses Verhalten nun komplett verschwunden.
Allerdings kuschte er auch offensichtlich nicht. Er schaute fest und entschlossen in Lenz' Augen und auch, wenn er mit dem Baron sprach machte er nicht einmal im Ansatz einen verunsicherten Eindruck.

"Ein kleines Dorf nenne ich meine Heimat, Fentum heißt es. Es liegt etwa anderthalb Tagesreisen von hier entfernt. Als Baron Duran seine Motte ausbauen ließ, erreichte auch unser Dorf die Botschaft, dass helfende Hände gebraucht werden könnten. Als Sohn eines Glasers hatte ich vor, hier eine Anstellung zu finden. Aber es gab schon mehrere Bewerber und ich schien dem zuständigen Herren zu jung gewesen zu sein. Also habe ich mich als Helfer aller Art verdingt und so mein Brot verdient. Beim Zug nach Baliho wollte ich unbedingt helfen. Ein Schlag gegen die Orks schien mir ein absolut unterstützenswertes Unterfangen und somit habe ich mich dort angeschlossen."

Der Schankwirt lehnte sich zurück. Fast alle aus dem Gesinde besuchten die Taverne ab und an, also war die Wahrscheinlichkeit, das der Junge auch mal die Taverne besucht hatte, recht groß. Dennoch konnte sich Lenz nicht an dieses Gesicht erinnern. Er schaute wieder zum Baron, der gerade wieder einen Schluck aus seineme Krug genommen hatte.

ZEITSPRUNG! IN DER ZWISCHENZEIT SIND 2 TAGE VERGANGEN!

Was auch immer Lenz sich vorgenommen hatte herauszufinden - er konnte nichts aus dem Jungen rausholen. Weder er selbst noch der Baron brachten Peter dazu etwas zu sagen, was ihn auf irgendeine Art und Weise verdächtig oder unglaubwürdig erschienen ließ.

Nachdem sie weiter getrunken hatten brachen sie den gemeinsamen Abend irgendwann langsam aber sicher ab.
Wie der Baron seinen Weg in seine Gemächer gefunden hatte, das wusste am nächsten Tag niemand mehr.
Aber die Erschöpfung und die Niedergeschlagenheit über die allgemeine Situation machten ihm so sehr zu schaffen, dass er erst zwei Tage später aus seinem tiefen und unruhigen Schlaf erwachte.
Offenbar war er zwischenzeitlich zumindest mal aufgestanden um etwas zu trinken, aber daran erinnerte er sich nicht mehr.
Ein pelziger Belag füllte seinen ganzen Mund und noch immer dröhnte der Schädel.

Lenz hatte das Ganze wesentlich besser überstanden. Er hatte die Zeit bis zu Durans Erwachen mit dem üblichen Geschäft verbracht und noch einige Flaschen Schnaps für teuer Geld verkauft. Peter hatte er nicht mehr gesehen.

[Was der Rest der Charaktere in den 2 Tagen gemacht hat ist euch selbst überlassen.]