Bärenfels nach dem Fest der Drachen (2016)

Finja war froh dass Salome diesen Gedanken ausgesprochen hatte.
Die Hoffnung dass sie ihr Erbe, ihre Abstammung als Angehörige des ersten Volkes annimmt?

Die Bilder Idenas in den seltsamen anmutenden Kleidern stiegen wieder in ihr auf.

Ulfúr schüttelte den Kopf.
"Wenn es nur das wäre. Aber jetzt habe ich die schmerzliche Gewissheit, dass sie auf keinen Fall in die Fußstapfen ihrer Mutter treten wird. Sie ist keine Schamanin und wenn ich Deiner Vision glauben darf, dann wird sie auch niemals eine werden."

Finja stutzte
Das war Marjana in meiner Vision? Dann dachte sie kurz nach.

Aber sagtest du nicht sie hätte mit ihrem Sohn Baliho verlassen? Was wenn er derjenige ist der die Gabe hat mit den Geistern zu sprechen? Du bist auch ein Mann und Schamane. Warum sollte Idena dann nicht anstatt eines Mannes die Rolle des Kriegers vom Schicksal bekommen haben?

Ulfúr nickte kurz.
"Das könnte natürlich sein... aber auf der anderen Seite... eigentlich war es dumm von mir, dass ich glaubte, sie würde in die Fußstapfen ihrer Mutter folgen. Dafür hätte sie schon längst die Ausbildung anfangen müssen. Naja... vielleicht hast Du ja Recht, Finja. Vielleicht ist ihr Bruder der Nachfahre, auf den meine Brüder und Schwestern und ich warten."

Dann überlegte er einen Moment.
"Aber eigentlich glaube ich auch das nicht... er ist zwar jünger als sie, aber wenn er der wäre, auf den wir warten, dann hätte sich das schon herumgesprochen."

Salome verstand den Schamanen nicht. Er schien große Hoffnungen in Idean, als Nachfolgerin Marjanas, gesetzt zu haben. Sprach von einem Nachfahren auf den die Schamanen warteten. Dabei hatte er im Kräutergarten noch so geklungen, als sei noch lange nicht damit zu rechnen, dass Marjana diese Welt verlassen würde und als würde die Suche erst beginnen, wenn das der Fall war.

Der Wolf schlug sich mit der Faust auf seinen Oberschenkel.
"Verdammte Wurst! Seit Ewigkeiten habe ich nichts von Marjana gehört, ihre Tochter wird keine Schamanin und wir wissen immer noch nicht, wer Marjanas Platz als oberster Schamane oder oberste Schamanin antreten soll. Ich hatte gehofft, dass sich die Leere nahtlos schließt mit einem Nachfolger... aber scheinbar müssen wir uns wirklich darauf einstellen, dass nach Idenas Mutter erst einmal niemand Vergleichbares kommt. Und wenn doch, wer soll ihn dann ausbilden?"

"Und wenn Marjana nur auf Reisen ist? Wer sagt denn dass ihr etwas passiert ist? Und wenn sie keinen Nachfolger findet, vielleicht findet sie dann einen Schüler, so wie du und Hannes? Oder glaubst du, dass wir wirklich vom Schlimmsten ausgehen müssen?" Salome versuchte die Hoffnung, die Ulfúr gerade erst in ihr aufgebaut hatte, nicht gleich wieder fahren zu lassen. "Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit Marjana zu finden oder ihr eine Nachricht zukommen zu lassen."

Es räusperte sich jemand im Gang und das in einem wütend Ton.
"Soll ich eine offizielle Einladung schreiben? Mir wird Vorgeworfen einen unpassenden Rahmen zu Wählen aber hier ist es also gut?"

Ulfúr zuckte zusammen.
"Oh weh..."

Auch Magdalena schrak zusammen. Knickste kurz, soweit das in ihrer Position möglich war.

Ich weiß gar nicht was du hast? Fragte die Sendbotin mit einem leichten Grinsen. Also außer, dass der Raum zu klein ist. Aber das ist ja nichts, was sich nicht ändern ließe.

Noch bevor irgendjemand widersprechen könnte, wurde der Raum für eine Sekunde in vollkommene Schwärze gehüllt, nur um danach fast die doppelte Größe angenommen zu haben. Von außen hatte sich nichts verändert.
Sie hatte sogar daran gedacht mehr Stühle in den Raum zu stellen. Und wie immer würde sie Verwunderung oder Unverständnis darüber nicht verstehen.

So, jetzt kann sich auch Andur dazu setzen und mit diskutieren.

Und zu wem soll eine Nachricht?

Finja zuckte zusammen als sie Andur hörte. Der Priester war noch übler gelaunt als in der Halle. Herrje dass manche Männer sich immer so wichtig nehmen mussten. Als es plötzlich schwarz wurde ,stieß sie einen Schrei aus. Schlug Chagrin schon wieder zu, hier im Beisein der Sendbotin? Als es wieder hell wurde und sie sah was passiert war, musste sie dann doch schmunzeln. Ti'Larasu und ihre verrückte, unbeschwerte Art.

Vielleicht sollten wir auch Duran irgendwie bescheid geben, dass hinter Idenas Entführung mehr stecken könnte als man denkt. Nicht dass durch eine unbedachte Handlung, noch mehr Probleme entstehen?

Da war es wieder er versuchte ernst zu bleiben und Sie schaffte es seine Wut und Frust in ein lächeln und grinsen zu verwandeln.
Vor seinem geistigen Auge sprangen Dana, Serana und Leta vor ihm her und versuchten den bösen Blick von Alistair , Cehir und ihm zu verscheuchen.'Na komm, na komm, Andur du machst doch schon wieder.' schalten ihre Stimmen in seinem Kopf. Er wollte es hassen aber es ging nicht.

Laut seufze er.
"Alles zu nichte wieder einmal..... Was habe ich mir auch gedacht. Ihr habt mich noch nie böse werden lassen...."
Er schüttelte den Kopf und schaute die Sendbotin an.

"Der Rest wird aber nicht einfach so den Raum verlassen, es gibt Dinge die nun zur Sicherheit Idenas nicht diesen Raum verlassen, leider musste ich ja schon hören das die Herkunft preisgegeben wurde....."

Als es dunkel wurde fasste Salome instinktiv nach der Mauer hinter ihr. Sie erschien ihr als ein fester Orientierungspunkt bis es wieder hell wurde und sie sah, wie sich der Raum verändert hatte. Erschrocken keuchte sie auf. Für eine Amsivarin hatte Salome erstaunlich wenig gegen Magie einzuwenden, beliefen sich ihre bisherigen Erfahrungen mit derselben doch auf Geschichten und das freundliche Geschichtenerzählen im Ritualkreis. Aber so langsam wurde es ihr doch zu viel. Geschichten über Dämonen, zwei Geisterreisen und jetzt auch noch das! Und alles an einem Abend!
Verwirrt ließ sie sich zu Boden sinken, der war doch schon vorher da gewesen und würde hoffendlich nicht plötzlich verschwinden oder anfangen sich zu bewegen.

Die Dunkelheit kam plötzlich und somit auch die Angst, Ulfúr hatte gesagt: "Lass es nie dunkel werden, Dunkelheit stärkt ihn." Doch die Dunkelheit währte nur einen kurzen Augenblick, als es hell wurde und sie ihre Kammer sah, konnte sie es nicht glauben. Der Raum war doppelt so groß. Sie blickte zu Ti'Larasu und sah ein verschmitztes und zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht. Salome saß auf dem Boden davor und sah verwirrt und hilflos aus. Armes Ding, sie brauchte doch noch Ruhe. Das alles war zuviel für sie. Magdalena's Angst war bereits verflogen und sie reichte Salome ihre Hand um ihr aufzuhelfen. "Kommt, setzt euch hier auf den Stuhl, alles ist gut." Nun wartete Magdalena darauf daß Andur in den Raum hinein kam und sich setzte. Platz und Stühle waren ja nun zur Genüge vorhanden. Sie goß ihm schon mal einen Becher Met ein und reichte ihn in seine Richtung.

Salome ließ sich von Magdalena aufhelfen und betrachtete misstrauisch die Stühle. Nein, auf einen von denen wollte sie sich bestimmt nicht setzten! Zum einen traute sie der... Existenz der Stühle noch nicht so richtig. Zum anderen schien Andur Barax nicht besonders erfreut über ihre Schlussfolgerungen zu Idenas Herkunft zu sein. Sie kannte den Priester bisher nicht gut, hatte aber mitbekommen, dass er Priester und adlig war und diese Leute konnten manchmal sehr empfindlich reagieren, wenn sie das Gefühl hatten es werde ihnen nicht der gebotene Respekt entgegen gebracht. Daher war es sicher ratsam sich vorerst ehrerbietig im Hintergrund zu halten.

Erst ein unfreundliches Räuspern, dann die Erkenntnis das der Priester Andur hinter ihm zu stehen schien. Kurze Zeit später wurde ihm schwarz vor Augen und als er im Begriff war sich davon zu erholen und er bereit gewesen wäre den Ort auf der Stelle zu verlassen sagte Andur, dass niemand den Raum zu verlassen hat. Aber warum? Nun, er stand nicht direkt im Raum, als Andur den Raum, an ihm vorbei, betrat und sich umsah, war nun Andur so im Raum wie er sich doch außerhalb des Raumes befand. Demnach hatten seine Ohren zwar gehört, was den Raum nicht verlassen durfte aber er war ja bereits außerhalb des Raumes und die Worte hatten diesen ebenfalls bereits verlassen.
Geoffrey hatte nun zwei Möglichkeiten. Er setzte sich in die Kammer die nicht Idenas zu sein schien, obwohl sie eine Größe angenommen hatte - aber sie war doch vorher nicht so groß gewesen? - und begab sich somit in die Höhle des Löwen.
Oder er machte es so wie es ihm am liebsten wäre. Weg von hier, vorgeben Idenas Kammer zu suchen oder am besten garnichts sagen. 'Einfach gehen und das ganze hier vergessen. Nur wann ist die Gelegenheit günstig? Ein wenig warten bis sie im Gespräch vertieft sind. Ja genau!'

Ein gehetzter Ausdruck bestimmte die Mimik von Geoffrey, er schien sich deutlich unwohl zu fühlen.

Geoffrey, richtig? Komm doch bitte auch herein, damit sich die Gemüter nicht noch mehr erhitzen.

Und du Salome, setz dich doch. Das sieht so unbequem mitten im Raum aus.

Die Sendbotin strahlte in ihrer Art eine Ruhe und Neutralität aus, dass man fast vergessen konnte, dass sich die verschiedensten Stände im Raum befanden.
Vielleicht lag es auch daran, dass sie sich für solcherlei sterbliche Regeln nicht interessierte.

Dann wurde ihre Stimme etwas ernster
Bitte, wenn ihr Chagrin beseitigen wollt müsst ihr alle zusammen arbeiten. Jeder kann helfen, da interessiert kein Rang und Name.
Und auch was Idena angeht sind alle auf gemeinsame Arbeit angewiesen.

Ulfúr hatte erstaunlich gelassen auf die Vergrößerung des Raumes reagiert.
Er saß immer noch und schaute in die Runde.
Ti'Larasu hatte genau das gesagt, was er auch gemeint hatte.

Jeder hier würde eine Rolle spielen bei der Angelegenheit.

"Die fürchterlichen Sorgen um Idena werde ich nicht einfach beiseite schieben können... ich verstehe es einfach nicht. Aber wir müssen versuchen beide Probleme möglichste elegant gemeinsam zu lösen. Wo ist Seran? Er kann uns mit Sicherheit behilflich sein."

Geoffrey Augen weiteten sich, der gehetzte Ausdruck nahm eine bizarre Form an, doch dann, neben den Worten, durch die Aura Ti'Larasu beruhigt, entspannte er sich.
Er betrat den Raum, der Aufforderung Ti'Larasu folgend, und setzte sich. Seine Aufmerksamkeit wuchs und auch sein Verstand gewann an schärfe. Der Fluchtgedanke war verpufft und sein Ziel war die Zusammenarbeit. Es galt jemanden zu besigen und nicht nur lediglich, den Umständen entsprechend, zu überleben.
Eine fremde wärme umgab ihn - Ti'Larasu hatte ihm einen Stoß versetzt, den er schon seit den letzten jahren deutlich gebraucht hatte.
"Ihr habt dies sicher schon mehrmals erklärt aber wer ist Chagrin? Und was wollen wir machen um ihn zu 'besiegen' und Idena zu retten? Haben wir eine konkrete Idee?"
Er sah in die Runde.

Salome setzte sich, nachdem sie Andur noch einen unsicheren Blick zugeworfen hatte.
"Wir haben es hier mit zwei Problemen zu tun, die scheinbar eng miteinander verbunden sind. Wenn wir zusammen daran arbeiten wollen, dürfen wir keine Informationen einander vorenthalten, die eventuell wichtig sein könnten." bei diesen Worten vermied sie es in Andurs Richtung zu sehen und lächelte stattdessen Geoffrey an.
"Ich werde einmal versuchen, alles was wir bisher zusammengetragen haben zusammenzufassen. Bitte ergänzt mich, wenn ich irgendetwas vergesse... oder noch nicht weiß."
Ein kurzer Seitenblick auf Ulfúr und Salome begann:
"Auf der einen Seite haben wir das Problem mit Chagrin. Er ist ein böser Geist, oder Dämon, der aus der Angst und Vorstellungskraft des Ersten Volkes entstanden ist. Seit dem sorgt Chagrin selbst für Angst und Schrecken und wird durch den Platz, den die Menschen ihm in ihren Köpfen zugestehen stärker.
Er nährt sich also von Angst und Schrecken und nutzt die Dunkelheit als seinen Deckmantel.
Einige Schamanen haben ihn unter großen Anstrengungen in ein Gefäß gebannt, dass vergraben wurde. Allerdings ist er durch Hilfe von außen entkommen und um einiges stärker geworden. Seit dem macht er Jagd auf die Schamanen, die an dem Ritual beteidigt waren. Einer von ihnen war Ulfúr. Gleichzeitig greift er aber auch die einfache Bevölkerung an. So ist er vor Baliho im Heerlager aufgetaucht und hat Finjas Sohn angegriffen." Salome warf der Heilerin einen schnellen Blick zu und sprach weiter "Zuletzt ist er im Kerker der Motte aufgetaucht, wo er Ulfúr angriff und durch die Zusammenarbeit von Andur, Ulfúr und Seran vertrieben wurde. Dabei wurde Seran verletzt und erholt sich momentan hier in der Burg."
Salome atmete einmal tief durch, dann fuhr sie fort.
"Die Anführerin der Schamanen war die Schamanin Marjana, die zum Ersten Volk gehört und Idenas Mutter ist. Sie ist seit Jahren verschwunden. Ihr letzter bekannter Aufenthaltsort war Baliho, wo sie einige Zeit mit Idenas Vater, dem Herzog von Baliho zusammenlebte. Nun ist Idena, wie wir aus Finjas Vision wissen, offenbar von Angehörigen des Ersten Volkes verschleppt worden."
schloss Salome und wartete auf etwalige Ergänzungen der anderen.

"Gut denn! Aber was um aller Welt mach Idena, und dass auch noch als Knappe, in dieser Motte. Was hat sie hier verlohren wenn sie zum ertsen Volk gehört? Warum ist sie Zivilisiert und spuckt nicht auf den Straßen herum wie..."
Sein blick schweifte durch den Raum und bleibt bei Ulfúr hängen. Er schwieg, hat er doch den umherfahrenden Volk, dass frei war wärend er in Baliho den Schlachthof der Orks mit eigenen augen sehen 'durfte', mehr als nur geneidet. Vorurteile hatten sich heruasgebildet und gefestigt. Diesen Absonderling Ulfúr hatte er lachhaft auf dem fest der Drachen ausgenommen und niemanden hatte es geschert.
Nun aber in der anwesenheit Ti'Larasu verschob sich etwas in ihm. Er fühlte sich schlecht. Ihm war nach kotzen zu mute. Was hatte er getan?
"... ich meine warum ist sie nicht mit ihrem Volk auf der Straße ich verstehe das nicht!"
Beschämt schaute er nicht zu Ulfùr, auch den Blick Ti'Larasus mied er.
Was hatte er sich dabei gedacht?

Der Wolf seufzte.
[color:8157=339900]"Das Problem ist, dass Idena als uneheliches Kind von Marjana und dem Herzog von Baliho von eben jenem Herzog mehr oder weniger eindeutig großgezogen wurde. Sie hat von ihrem Erbe als Teil des Ersten Volkes nicht so viel mitbekommen, als dass sie eine direkte Verbindung zu ihnen hätte. Und zum balihoer Erbe gehört eben auch die Knappschaft - selbst als Bastard. Ich habe immer gehofft, dass ihre wilde Seite irgendwann erwacht... aber jetzt ist es fraglich, ob das nochmal passiert."

Dann schaute er Salome an.
[color:8157=339900]"Aber Du hast alles Wesentliche erzählt, Salome. Danke."

Salome runzelte die Stirn und überlegte, was der Wolf für Wesentlich hielt.
Irgendwie bezeweifelte sie, dass Ulfúr von sich aus auf die Verbindung zwischen Marjana und Idena zu sprechen gekommen wäre.
'Hoffendlich geht nichts wichtiges als unwesendlich unter...'

Salome stutzte, als sie hörte, was Geoffrey sagte. Der Herzog sollte verrückt sein? Der war doch bei der Belagerung gestorben?