Bärenfels nach der Rückkehr aus Baliho

"Was sagst du da?!"
Duran wurde wütend.
"Willst du jetzt noch unverschämt werden und mich belehren was sinnvoll und was nicht sinnvoll ist?!"
Durans Stimme wurde zu erst laut dann immer leiser und war bei den letzten Worten fast nur noch ein flüstern. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt.

Als die Stimme des Barons schlagartig so laut wurde fiel Magdalena der Becher mit dem Gewürzwein zu Boden. Schnell versuchte sie die Scherben zusammen zu sammeln. So wütend hatte sie den Baron noch nicht erlebt. Jetzt wo er seine Stimme fast bis zu einem Flüstern gesenkt hatte wirkte er noch gereizter.

Idena hatte nicht das Gefühl gehabt, dass sie unverschämt gewesen war. Sie verstand Durans wütende Reaktion nicht und so presste sie nur die Lippen aufeinander und schwieg.

"Bekomme ich jetzt bald mal eine Antwort?!"

"Nein, Sire, ich will Euch nicht belehren", meinte Idena düster.

Magdalena hatte in der Zwischenzeit einen Eimer mit Wasser, eine Schrubbürste und einen Lappen geholt. Sie schrubbte den Boden, dort wo der Gewürzwein seine Spuren hinterlassen hatte. Sie war einerseits froh gerade nicht im Visier des Barons zu stehen andererseits tat ihr Idena leid.

Landraik blickte zwischen Duran und Idena hin und her mischte sich jedoch natürlich nicht ein. Stattdessen klappte er sein Notizbuch zu, legte seinen Stift darauf und wartete darauf, dass Duran ihn gehen ließ.

"Dann ist ja gut!"
Duran drehte sich langsam wieder um ging zum Tisch und setzte sich.
"Ist das zu fassen Sir Landraik? Ich hoffe euer Knappe weiß nicht besser als Ihr was sinnvoll ist und was nicht?"
Duran sah zu Idena.
"Und warum willst du Sir Owen begleiten Idena?"
Dann sah Duran zu den Magd die den Boden schrubbte.
"Wenn ihr fertig seit bringt einen neuen Kelch. Gebt acht dass ihr ihn nicht wieder fallen lasst!"

"Natürlich, Sire" antwortete Magdalena schnell. wischte den Boden trocken und holte danach einen neuen Kelch,stellte ihn auf den Tisch. Neben der Tür wartete sie darauf ob Baron Duran ihre Dienste noch brauchte.

Idena schluckte alles, was sie in diesem Moment empfand, herunter und riss sich zusammen. "Sire, Ritter Owen hat mir des öfteren geholfen, mir einige Dinge gezeigt und war immer freundlich zu mir. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Deswegen würde ich ihn gerne begleiten und mich von ihm verabschieden. Er ist ein guter Mann."

"Hat er das und ist er das?! Nun verabschieden kannst du dich auch hier. Aber wenn du unbedingt möchtest dann begleite ihn ein Stück. Lass dir von Sir Landraik zwanzig Kupfermünzen mitgeben. Mein Knappe soll nicht als arme Person durch Amsivar streifen."
Duran sah zu Idena.
"Das Geld kannst du behalten. Dieses und zwei weitere Tage frei."
Duran nahm sich einen Kelch und schenkte sich wieder ein.
"Nimm das Geld und deine freie Zeit als kleine Wiedergutmachung für die Zeit die ich dir bis jetzt nicht geben könnt und die ich dir eigentlich schuldig bin. Gebe das Geld aus oder spare es. Es gehört dir.
Sir Landraik wir sind fertig. Ihr werdet ab jetzt morgens mittags und abends die Mahlzeiten mit mir einnehmen. Außerdem werdet ihr ein größeres Zimmer in meiner Nähe beziehen.
Magd! Lass mir das Bett vorwärmen ich bin erschöpft und müde.
Idena viel Spaß und komm heil wieder."
Duran stand auf und ging ganz langsam zur seitlichen Tür.

Magdalena sah dem Baron an daß ihm die Gespräche heute viel Kraft gekostet haben. Sie beobachtete ihn wie er langsam bis zur Tür ging, man hätte eher sagen können; er schlich zur Tür. Magdalena musste unbedingt Finja davon berichten. Sie huschte durch die seitliche Tür in Richtung der Schlafstatt des Barons, und rief den Zimmerknecht herbei und wies ihn an die im Feuer liegenden Bettsteine ins Bett des Barons zu legen, damit das Bett wie gewünscht vorgewärmt wurde.

Idena sah dem Baron etwas fassunglos hinterher. Was bezweckte er nur damit? Erst fuhr er sie an, dann war er wieder ausgesprochen nett zu ihr. Es war nicht das erste Mal, dass er sich ihr gegenüber so verhalten hatte. Das machte er immer wieder.

Sei's drum. Sie hatte nun viel Zeit und auch etwas Geld zur freien Verfügung. Und diese würde sie nutzen. Als der Baron durch die Türe getreten war machte sie sich auf, um Owen Bescheid zu geben und dann zu packen.

Duran ging in sein Schlafzimmer.
Was war da gerade los gewesen?
Was hatte er alles gesagt?
Duran legte sich hin. Seine Gefühlsschwankungen waren selbst ihm unheimlich.
"Magdalena!" rief er.

"Ja, Sire", Magdalena schaute besorgt zu Baron Duran herüber. "Kann ich sonst noch etwas für Euch tun,Sire ? "

"Hol mir jemanden der sich mit Medizin auskennt. Finja wäre gut. Sie kennt das Problen schon. Und diesen komisch Rumtreiber mit dem blöden Wolfspelz auf dem Kopf."

Landraik hatte die Räume des Barons verlassen und machte sich direkt auf den Weg zu Owen um das wichtigste zu erfahren. Kurz darauf klopfte es an Worms Tür.

"Natürlich, Sire" antwortete Magdalena und verließ schon den Raum. Wo in aller Welt sollte sie jetzt Finja finden, sie kannte sich noch nicht so gut aus in der Baronei. Finja würde bestimmt auch wissen wo der "Rumtreiber" zu finden sei, von dem der Baron sprach.
Als erstes lief Magdalena den Flur entlang zu Sire Owen's Zimmer. Vielleicht konnte er ihr sagen wo Finja zu finden ist.

Owen hatte all seine Unterlagen zusammengesammelt und betrachtete sie nun mit einem abwesenden Gesichtsausdruck.
Erst jetzt wurde ihm das Ausmaß der Situation bewusst, in welcher er sich befand. Sollte er seine Frau tatsächlich nicht oder nur tot finden, so wäre all das, wofür er gearbeitet hatte… all das, worauf er hingearbeitet hatte, quasi vergebens gewesen.
Er liebte seine Arbeit und genoss, ständig von seinen Freunden und besonders seinem besten Freund Duran umgeben zu sein, aber im Endeffekt hatte er es nicht alles nur für sich getan. Die Mühen und Bestrebungen waren immer von dem Gedanken an die weitere Zukunft mit seiner Frau getragen gewesen. Dadurch waren ihm die vielen Stunden, die er mit der Verwaltung der Baronie zugebracht hatte nicht so lange vorgekommen und die vielen einsamen Abende vor dem Kaminfeuer waren nicht so dunkel gewesen. Er hatte Asdis nie gesagt, was er ihr hätte sagen müssen. Jedenfalls hatte es ihm jeden Tag wirklich sehr geholfen zu hoffen, dass er bald wieder nachts neben ihr schlafen und morgens neben ihr aufwachen würde.

Was würde er tun, wenn sein Leben auf diese Art und Weise in Stücke gerissen würde?

Doch plötzlich riss ihn ein Klopfen aus den Gedanken.
"Tretet ein!", rief er.

Landraik trat ein.

"Owen. Geht es euch gut? Passt es euch jetzt mit der Übergabe der Dokumente? Ich vermute ihr wollt morgen Früh los."

Magdalena sah Sire Landraik noch in Sire Owen's Quatier gehen. Sie klopfte und wartete auf das "Herein".

Owen nickte.
"Keine Sorge... es geht schon. Ich habe alles zusammengesammelt.", sagte er und legte einen großen Stapel Dokumente auf den Tisch zwischen ihnen.

Dann klopfte es wieder an der Tür.
"Warum denn gerade jetzt...", murmelte er, bevor er laut rief: "Tretet ein!"

"Sires, entschuldigt die Störung, ich suche Finja und weiß noch nicht so genau, wo ich nach ihr suchen soll". Der Baron verlangt nach ihr. Nach ihr und Ulfur.
Ich brauche nur einen Rat oder einen Pagen der mich hinführt.

Owen staunte nicht schlecht.
"Nach dem Wilden sollst Du suchen? Was ist denn mit Duran los?", fragte er.

Dann überlegte er kurz.
"Wo Finja im Moment ist weiß ich nicht. Sie war vor Kurzem noch hier bei meinem Raum, aber danach habe ich sie nicht mehr gesehen. Und dieser Ulfúr ist wahrscheinlich im Garten der Burg und unterhält die Kinder der Kriegswitwen."

Danke, Sir Owen. Er hat nach Ihnen verlangt, was ihm genau fehlt kann ich nicht sagen. Er wirkte auf mich jedoch sehr geschwächt und sein Stimmung schlug plötzlich von einem Extrem in das andere.
Dann werde ich in Richtung Garten gehen und hoffe darauf daß ich Finja auf dem Weg begegne. Falls ihr sie in der Zwischenzeit treffen solltet, schickt sie bitte direkt ins Schlafzimmer des Baron.
Vielen Dank, und mit diesen Worten verließ Magdalena bereits das Zimmer und machte sich auf den Weg, Finja und Ulfúr zu suchen.