Bärenfels, Motte des Ritters

Lenz war stutzig, als er hörte, dass die Wachen die Erpressung zugegeben hatten. Immernoch knieend schaute er zu Duran auf und begann wieder zu sprechen: "Hochwohlgeboren, diese drei haben schon zugegeben, dass sie uns... ähh mich erpresst haben, warum fällt es euch so schwer da zu glauben, dass wir von ihnen angegriffen wurden? Der Zeuge hat euch anscheinend nicht von der Erpressung erzählt, wenn ihm das schon entgangen ist, warum dann nicht auch, dass diese mich bedroht haben. Natürlich haben sie mir nicht ihre Stangenwaffen an den Hals gehalten, aber ihre Bedrohung war von ernsthafter und böser Natur. Und wie ich ebenfalls schon sagte, wir haben uns nur verteidigt und Hand angelegt klingt nun wirklich zu hart, die drei konnten doch schon wieder Aussagen machten und wie mein geehrter Freund Khalid schon sagte, es war nicht mehr, als eine kleine Prügelei zwischen Männern, die heiss auf den Feldzug sind. Und was ihr mit uns machen sollt, ich würde natürlich nie eure richterliche Autoriät auch nur einen Bruchteil eines Moments anzweifeln, aber ich würde uns freisprechen, da wir uns nachweislich nur verteidigt haben und die Beweiskraft der drei Wachen durch ihr Fehlverhalten doch merklich eingeschränkt wurde." Lenz blickte neben sich zu Khalid, der irgendwie kurz abwesend zu sein schien und dann wieder zum Baron.

"Lenz ihr hättet zu mir kommen können. Egal ob ihr bedroht werdet oder nicht.
Alle Verfehlungen die Wachen oder Soldaten begehen werden gemeldet.
Ihr habt keine Befugnis meine Soldaten zu verprügeln. Wer Hand an meine Soldaten legt legt auch Hand an die Soldaten des Königs und dann auch an den König selbst."

Nun wurde der Schankwirt etwas kleinlaut. "Natürlich hätte ich das gekonnt und auch sicherlich gemacht, wenn mir die Zeit dazu geblieben wäre, aber die bliebe mir leider nicht, vergebt mir Hochwohlgeboren. Und niemals würde ich Hand an die Männer des Königs, an euch oder an unseren geliebten König selbst legen, aber wieviele von den dreien waren tatsächlich dazu abgestellt, eine Taverne zu bewachen? Eine Taverne, die geschlossen war, wirklich alle drei, oder haben sich nicht zumindest ein oder zwei von denen einfach in ihre Uniform dort hin gestellt, ohne gesondert dafür abgestellt worden zu sein? Sind es dann wirklich noch Männer des Königs, Männer Amsivars, wenn sie so die Uniform besudeln, in dem sie sie Missbrauchen, um freie Bürger Amsivars zu erpressen? Aber dies ist nur meine bescheidene Meinung, die bescheidene Meinung eines einfachen Gesellen, der euch immer wieder treu gedient hat und ich stimme meinem Bruder im Geiste zu, ich würde nie eure Entscheidungen anzweifeln, verfahrt mit mir, wie ihr für richtig haltet, Hochwohlgeboren."

Duran lauschte den Worten von Lenz.
Dann sah er zu seinem Knappen.
"Du hast gehört was den beiden vorgeworfen wird. Nur über diesen Vorwurf soll nun Gericht gesprochen werden. Das wirst nun du machen Idena. Du wirst über diese beiden bestimmen. Überlege also weise. Gerne kannst du die beiden noch einmal befragen. Es muss ein Urteil sein womit alle Parteien leben können.
Also Idena. Was sagst du?"
Duran lehnte sich zurück.

Lenz war milde gesagt überrascht über Durans Einfall, den Richtspruch der Knappin zu überlassen. Es war unmöglich einzuschätzen, wie sie entscheiden würde und im Kopf des Schankwirts hämmerten die Kopfschmerzen umso stärker.

"Was, ich?" Idenas Augen waren groß geworden. Sie war doch nur der Knappe. Sie durfte so etwas doch gar nicht! Oder doch? Wenn der Baron es befahl? "Sire, wenn Ihr mir die Frage erlaubt, wieso ich?"

"Weil du lernen sollst. Ich möchte sehen und wissen wir du entscheiden würdest oder wirst. Ich will sehen ob du schon etwas gelernt hast und ob du das Zeug zum Ritter hast."

Idenas Gedanken rasten. "Die Beiden müssen bestraft werden, keine Frage", dachte sie laut. "Erstens darf es nicht sein, dass Männer Amsivars gegen Männer Amsivars kämpfen ud sie verletzen, gerade in diesen Zeiten. Und zweitens hätten sie sich bei einer etwaigen Erpressung oder Bedrohung an Euch oder den Hauptmann wenden sollen. Allerdings dürfen wir sie nicht so hart bestrafen, dass sie nicht am Feldzug gegen die Orks teilnehmen können. Wir brauchen jeden Mann und dieses Zwei haben Aufgaben."

"Ein Alkoholverbot über mehrere Monate sollte auf jeden Fall dazugehören. Khalid könnte man degradieren und erst wieder einen höheren Rang zusprechen, wenn er sich auf besondere Weise verdient macht. Und da Lenz nicht zum Militär gehört, könnte er zu einem Strafabsatz von den Gewinnen, die er mit 'Blauen Bären! verdient, verurteilt werden. Immerhin handelt es sich um keine Kleinigkeit, Männer des Barons niederzuschlagen und zu glauben, dass man die Angelegenheiten des Barons selber in die Hand nehmen kann ."

Lenz wusste nicht, was er davon halten sollte, ein Alkoholverbot, was sollte das bringen? Er war ja nicht betrunken gewesen, außerdem wie sollte er im Namen des Barons Wein und Bier verkaufen können, wenn er selbst dabei nichts trinken durfte, das musste doch seinen Kunden seltsam vorkommen. Außerdem hat er sich nie angemaßt, den Baron in seiner Eigenschaft als oberster weltlicher Richter auf Bärenfels zu übergehen, er hatte sich nur verteidigt. Er wusste noch nicht, wie hoch die Geldstrafe sein würde, aber sollte sie ihn allzu empfindlich treffen, konnte er seine neue Berufung als Marketender gleich an den Nagel hängen, nachdem er schon hatte einen Kredit dafür aufnehmen müssen. Und Khalids Degradierung war sicherlich auch hart für den Korporal. Der Schankwirt wusste nicht, ob es ihm gestattet war, zu reden und selbst wenn, wusste er nicht so recht, was er sagen sollte, was er noch nicht gesagt hätte. Sein Blick wanderte zwischen Baron und Knappe hin und her.

Wolfgrad Ritt durch das Tor der Motto und machte sich auf dem Weg zu schreibstube um für denn neuen Söldner die Papiere aus stellen zu lassen.
Wärend die Schreiber dich dran machten die Paprier auszustellen, wies Wolfgrad dem Söldner ein Platz im Herrlager zu und erklärte wo er zu essen bekommt und welchem der Hauptmänner er unterstand.

Als das alles so weit Erledigt war machte Wolfgrad sich wieder auf dem weg zur Motte.
In der Motte angekommen erkundigte Wolfgrad sich nach denn Gemächern der Familie Zornbold, da kurz vor der Abreise Finja noch mit Wolfgrad dringend Sprechen wollte.

Duran sah Idena verblüfft an.
"Sehr gut! Das Lobe ich mir. Du hast die selben Gedanken wie ich gehabt.
Das war wirklich eine kluge Entscheidung."
Duran sah zu Khalid.
"Da du Angehöriger des Militär bist und dich ungebührend für einen Korporal verhalten hast degradiere ich dich bis auf weiteres zum normalen Soldaten mit sofortiger Wirkung."
Duran sah zu Lenz.
"Du bist kein Angehöriger des Militärs. Aber auch du hast dich ungebührend verhalten. Du wirst mir jeden Monat bis auf weiteres sechs Kupfer mehr bezahlen mit sofortiger Wirkung.
Und bis auf weiteres habt ihr beide Alkoholverbot. Auch mit sofortiger Wirkung!
Sollte ich dahinter kommen das ihr meinen Anordnungen nicht folge leistet so werden wir über andere Maßnahmen sprechen! Habt ihr mich verstanden?"

Rondrian erreichte die Motte um seinem alten Kampfgefährten erneut Bericht zu erstatten über die voranschreitende Ausbildung der Bogenschützen. Nachdem er abgesessen und sein Ross einem Knecht übergeben hatte schickte er einen Burschen vor ihn beim Baron zu melden.

6 Kuper! 6 Kupfer, weil man ihn erpresst hatte, 6 Kupfer, weil man ihm dann noch die Möglichkeit genommen hatte, sich an eine höhere Stelle zu wenden, 6 Kupfer, weil einem Rotzbengel, der aus der Ferne beobachtet hat, mehr geglaubt wurde, als ihnen! Wie sollte er das nur stemmen, für einen Baron mochten 6 Kupfer nicht viel sein, aber für einen kleinen Gesellen war es ein halbes Monatsgehalt? Der Baron bezahlte ihn für seine Arbeit und wusste, wieviel er verdient, wie konnte er ihm da 6 Kupfer jeden Monat extra abnehmen? Und vor allem, was bedeutet bis auf weiteres, sollte er jetzt jeden Monat 6 Kupfer zahlen, bis er irgendwann von Orks gefressen würde? Lenz sackte innerlich zusammen. Mit dem Alkoholverbot oben drauf schien es ihm unmöglich, mit auf den Feldzug zu kommen, denn er musste sofort Geld verdienen und das gelang nur mit einem bestehenden Verkaufsraum, also der Taverne. Dennoch wusste Lenz, dass es jetzt wohl besser wäre, nichts mehr zu sagen und das Urteil stillschweigend zu akzeptieren. Er wagte es nicht, nach oben zu schauen, sondern blickte stattdessen zu Khalid.

Khalid sah den verzweifelten Blick, mit dem Lenz ihn ansah. Und auch er verspürte keine Zuversicht. Er wusste nicht genau, welchen Rang "einfacher Soldat" bedeutete. Gefreiter? Oder womöglich nur Rekrut? Dies war die vierte Prügelei unter Soldaten in dieser Woche, doch die erste in diesem Jahr, die bestraft wurde.
Die Degradierung schmerzte ihn nicht sonderlich. Was ihm wirklich einen Schlag versetzte war die kühle Art, mit der Duran und Idena Lenz und ihn behandelten. Sie hatten schon so viel gemeinsam erlebt und nun wurden sie wegen einer Lappalie empfindlich bestraft.
Er hätte in Duran niemals einen Freund sehen dürfen, er war schlicht ein Vorgesetzter, dem er zu gehorchen hatte. Nicht mehr und nicht weniger. Khalid schwor sich, den Baron nur noch als Herrscher und Vorgesetzten zu sehen, alles andere schien Ärger einzubringen. Er nickte Lenz mit einem Blick zu, der sagen sollte: "ich unterstütze dich" - die Strafe traf den Schankwirt empfindlicher als ihn, dabei hatte Khalid die Schlägerei angefangen, wie schon so oft. Er fühlte sich allein schuldig und mitverantwortlich für Lenz, der die Sache friedlich regeln wollte.

Noch immer auf Knien blickte er zum Baron empor: "Ich habe verstanden, euer Hochwohlgeboren."

Er wartete auf ein Signal, sich erheben zu dürfen und hoffte, dem Baron und dessen Knappin so schnell nicht wieder zu begegnen. Er freute sich nur noch auf seine Strohmatratze und nahm
Sich vor, zumindest die Hälfte von Lenz Strafzahlung zu übernehmen, von der er wusste, dass der Schankwirt sie kaum allein aufbringen konnte.
Die Rangabzeichen und Auszeichnungen konnte er noch am nächsten Morgen entfernen.

Es klopfte an die Tür.
"Herein!" Rief Duran. Zu den beiden vor ihm sagte er:"Ihr dürft euch erheben."
Die Tür wurde geöffnet und ein Junge trat ein. Dieser verbeugte sich kurz und kündigte dann Rondrian an welcher auch gleich durch die Tür trat. Auch Rondrian verbeugte sich kurz.
"Rondrian. Was gibt es?" Fragte Duran.

Conrad war mit Wolfgard zusammen in der Nachhut angekommen. Zwei Karren transportierten vor allem das Reisegepäck des Barons, aber auch die Dinge der anderen Reisenden.

Nachdem Conrad seine Papiere bekommen hatte und wusste wo er hin musste, ging er zum Karren, wo Knechte bereits fleißig am Ausladen waren.
Bis auf den Gambeson am Leib sowie die Axt und den Helm am Gürtel hatte er vorerst alles auf dem Karren gelassen.
Sein Hab und Gut war bereits vom Karren abgeladen und lag lieblos auf einem Haufen mit anderem Gerümpel, welches erkennbar nicht dem Baron gehörte. Nach dem ersten Blick auf den Haufen verabschiedete er sich bereits von seinem Tonbecher, welcher irgendwo bei seinen Sachen war.
Er schnallte sich sein Schild auf den Rücken und hängte sich den großen Sack auf die rechte Schulter. Den stabilen Leinensack hob er sich klimpernd auf die linke Schulter, natürlich nicht ohne ein kurzes Stöhnen wegen des Gewichts. Anschließend nahm er noch die Lanze auf und machte sich auf den Weg zu der Lagerstätte, welche Wolfgard ihm zugewiesen hatte.

(Da mich die wenigsten mit dem Charakter vom letzten Wochenende kennen, hab ich hier mal ein (etwas älteres) Bild raus gesucht: http://www.emmerax.de/cache/EE12/Epic%20Empires%202012-867_FULL.jpg )

"Nun sire ich wollte euch über die Ausbildungsfortschritte der bogenschützen auf dem laufenden halten" begann rondrian und schaute verwirrt zu den knieenden lenz und khalid hinüber. "Erteilt ihr dem korporal wieder geheime spezielaufträge? Aber was soll lenz ihm dabei helfen?"

Duran schilderte Rondrian was geschehen war.

Khalid hob den Blick kurz zum Provosten und könnte sich ein Grinsen in dessen Richtung nur schwer verkneifen, während der Baron seine Version der Ereignisse wiedergab.

Lenz lauschte den Worten Durans und war immer noch entrüstet, dass das Wort von geständigen Erpressern, Beschmutzern der amsivarischen Uniform und einem kleinen Jungen mehr galt, als das von Khalid oder ihm selbst. Er hatte sich ein wenig gefasst, als dieser geendet hatte und überlegte nun fieberhaft, wie er da wieder raus kommen sollte, an dem Urteil war nichts mehr zu rütteln, also musste er irgendwie das Geld besorgen. Dann fiel ihm wieder die vom Hauptmann zerstörte Tür ein und die Welt war gleich wieder etwas düsterer. Da er nun rechtskräftig verurteilt wurde, würde er die neue Tür selbst reparieren lassen und zahlen müssen, was seine Begleitung des Feldzugs unmöglich erschienen ließ. Der Verurteilte blickte nun ebenfalls kurz zu Rondrian. Der Provost machte seinem Titel alle Ehre und hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme der unteren Ränge und Zivilisten wie ihm, auch wenn Lenz befürchtete, dass selbst der Zornbold nichts mehr für sie tun konnte.

Rondrian hörte sich die ganze Geschichte an legte die stirn in falten und kniff die Augenbrauen zusammen.
"Sire gewährt ihr mir ein Ohr unter vier Augen?" bat er seinen alten Freund.

Khalid erhob sich; das Knie schmerzte ihm und Khalid hoffte, dass Rondrians Bitte Duran dazu veranlasste, Lenz und ihn zu entlassen.

Duran lächelte.
"Selbstverständlich. Komm näher. Was gibt es?"

"Lasst uns doch ungestört und ungehört reden" bat er mit einem Seitenblick auf khalid, lenz und den knappen.

"Nun gut. Lenz und Khalid! Ihr seit entlassen. Idena bitte warte kurz draußen."
Alle drei erhoben und verbeugten sich. Danach verließen sie den Raum.
"So. Was gibt es?"