Der Krieg gegen die Orks

Seran ging ins Zelt und setzte sich zur Rechten auf eine Kiste.

Ulfúr, der sich neben Seran gehalten hatte, trat nun ebenfalls wieder in das Zelt ein und setzte sich neben Finja.
"Wie geht es ihm?"

Owen sah zum Eingang, als Andur, Seran und schließlich Ulfúr eintraten.
"Eure Exzellenz... gut, dass Ihr da seid. Vielleicht könnt Ihr dem Baron zumindest so lange Beistand gewehren, bis wir losreisen."

Finja sah kurz auf als sich der Zelteingang öffnete. Dann konzentrierte sich wieder auf Duran und ihre Überlegungen wie sie ihn am ehesten unkenntlich machen konnte.

Nachdenklich sah sie Ulfur an.
" Nicht schlechter, aber leider auch nicht besser."

Sie deutete auf die Tiegelchen und Töpfchen um sie herum
"Ich überlege gerade was sich am ehesten eignet um ihm ein paar glaubwürdige Verletzungen zu bescheren."

Andur lies seinen Blick durch das Zelt schleifen, seine Augen ruhten auf dem Baron und huschten dann zu Ulfur.
Als Owen ihn ansprach nickte er nur still und lies sich auf einem Stuhl nieder.
"Was genau ist vorgefallen? " fragte er.
" Und abreise? Hat der König den Befehl zum Aufbruch erlassen? " Andur blickte neugierig in die Runde.

Lenz hatte sich von Satemis verabschiedet, hoffentlich konnte dieser Khalid aufbringen. Die Soldaten waren zwar alles gute Kunden von ihm, aber den herzoglichen Schatz oder irgendwelche magischen Artefakte, die die Orks überhaupt erst dazu ermöglichten in Amsivar einzufallen würde er Ihnen dennoch nicht anvertrauen wollen. Zwar war auch Khalid ein verranzter Haudegen der soff wie ein Loch und immer um Haaresbreite beim Würfelspiel seine Freiheit riskierte, aber er war loyaler als die meisten anderen die der Schankwirt kannte. Der herzogliche Schatz, mittlerweile war Lenz sich ziemlich sicher, dass es das war, was er transportieren sollte. Zwar war er verwundert darüber, dass die Knappe ihm diesen Auftrag gegeben und er diesen nicht im Zelt des Barons direkt von diesem bekommen hatte, aber besann er sich auf die Gerüchte, die über die Knappe im Umlauf waren, so war dies auch nicht mehr weiter verwunderlich. Der Kneipier musste unwillkürlich grinsen, als er wieder an das Gold und Geschmeide dachte, was er aller Wahrscheinlichkeit nach bald transportieren würde; er wusste, dass abgesehen von dem  bischen Geschirr, welches er gefunden hatte, es kaum nennenswerte Funde von den Soldaten gegeben hatte und er wusste auch, dass die Orks schon seit geraumer Zeit von der königlichen Flotte an Ihrer Flucht über das Meer gehindert worden waren. Entweder war es den Schwarzpelzen schon zu Beginn der Invasion geglückt die Reichtümer über das Meer ausser Landes zu bringen, oder aber sie befanden sich noch in den Räumlichkeiten des Herzogs, wo sie von den loyalsten Truppen des Barons gefunden wurde, welche nun versuchten alles unter größter Geheimhaltung in Sicherheit zu bringen, deswegen auch der mehr oder minder kurzfristige Aufbruch. Während er gedanklich über seinen ominösen, aber sicherlich unermesslich wertvollen Transport schwadronierte, führten ihn seine Füße stetig in Richtung Baronszelt.

Owen schüttelte den Kopf.
"Der Baron ist nach unserer Rückkehr aus den Drachenlanden kollabiert und seitdem nicht wieder aufgewacht... das hat mit dem König leider gar nichts zu tun."

Ulfúr schaute kurz zu Owen und fügte dann hinzu:
"Seine Seele ist in zwei Teile gerissen... wahrscheinlich, weil ihr ihn in den Drachenlanden mit allen Ehren und Segnungen beerdigt habt. Somit ist ein Teil seines Geistes ein Teil des Landes geworden. Die Komponente der Sehnsucht nach Ti'Larasu und einer... Ileana? Wie auch immer sie heißt... diese Komponente scheint auch einen Bestandteil des Problems auszumachen. Ich habe ein Band gewoben zwischen den Splittern seiner Seele, allerdings wird ihn das nicht heilen... nur vorübergehend stabilisieren."

Dann betrachtete er die Töpfchen und Tiegel, die Finja vor sich hatte.
"Was genau willst Du denn nun tun? Wenn Du ihn schminken möchtest, dann bin ich leider der falsche Ansprechpartner...", sagte er und grinste. "Und echte Verletzungen sind ja scheinbar keine Option..."

Andur schaute zwischen den beiden hin und her.
"Mit der Beerdigung hat das nichts zu tun, ich habe mich mal mit der Grünen unterhalten sie sagte es gäbe da keine Probleme. "
Danach blickte Andur zu Owen.
"Er ist auf Befehl des Königs hier, wenn er abreisen würde ohne Erlaubnis könnte das Probleme geben..... ich rede von ernsten Problemen nicht nur Missgunst. "

Owen schaute zu Duran und überlegte.
"Ich habe den Truppführer der Männer des Königs bereits informiert und er hat keinerlei Einspruch erhoben, was die Abreise anging. Baliho ist befreit - die Aufgabe, wegen der wir hier waren ist erfüllt."

"Ja ich würde ihn gerne ^schminken^, allerdings nicht im herkömmlichen Sinne. Ich möchte sein Gesicht dadurch verändern, Beulen und Brandwunden sollten ihn genug verzerren dass er nicht mehr auf den ersten Blick erkennbar ist."

Finja blickte nachdenklich über Duran hinweg. In ihrer Erinnerung tauchten Bilder auf, Gedanken an die alte Hohepriesterin. Sie hatte einige Male gesehen wie diese durch Magie die Illusion eines veränderten Aussehens geschaffen hatte. Wäre es vielleicht möglich...
Gedankenverloren strich sie mit dem kräutergetränkten Tuch über Durans Stirn, versuchte sich an die Worte in der alten Sprache ihrer Heimat zu erinnern.

"Warum wollt Ihr Ihn eigentlich ^schminken^?", warf Seran in das Gespräch ein: stell dir einfach vor die Orks hätten brennendes Öl über seinen Kopf geschüttet, ihm anschließend eins mit der Keule drüber gezogen und letztendlich noch ein wenig an seinem Gesicht rumgeknabbert..."
Seran blickte kurz zur Seite und schien selbst gemerkt zu haben, dass das Beispiel womöglich übertrieben war.
Er schüttelte kurz den Kopf und redete weiter: "Und jetzt leg ihm einfach einen dazu entsprechenden Verband an... und vielleicht noch ein wenig frisches Blut..."

Der Schamane klatschte in die Hände und stand auf.

"Gut, dann habe ich auch endlich wieder etwas zu tun... ich schaue, was ich im Wald finde."

Finja zuckte bei Serans Worten heftig zusammen.
Sie sah sich verstört um. Was war gerade geschehen? Ihr Blick fiel auf ihre Hände, sie zitterten und ihre Fingerspitzen kribbelten. Erschrocken riss sie ihre Hände zurück, versteckte sie in den Falten ihres Kleides und knetete den Stoff.

Sie atmete tief ein, versuchte ihre Nerven zu beruhigen und wandte sich an Seran.

"Ich kann ihm schlecht den ganzen Kopf einwickeln und ein bisschen Blut darüber kippen. Ich kann dann seine Atmung nur unzureichend beurteilen bzw er bekommt dadurch schlechter Luft. Auch kann man dann nicht erkennen wenn seine Gesichtszüge sich verändern, er gar aufwacht. Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist."

Schnell blickte sie zur Seite, zu deutlich war sie sich der Verwirrung bewusst die sich in ihrem Gesicht widerspiegelte.
Ihr Kopf ruckte herum als Ulfur neben ihr aufstand

"Was willst du denn um Wald suchen?"

Seran stütze seinen Ellenbogen auf seinem Knie ab und sein Kinn auf der Hand des selben Armes.
Mit kritischem Blick schaute er zu Finja: "Du weißt was du da machst?"
Obwohl es eine Frage war, hörte man, dass die vermutete Antwort in der Art und dem Ton der Frage bereits mitschwang.

Ulfúr, der gerade dabei war das Zelt zu verlassen, hielt inne und sah zwischen Finja und Seran hin und her.
Was meinte der Elf?

Wohlweislich wandte Finja sich nicht zu Seran um.

"Ob ich weiß was ich tue? Im Moment versuche ich Duran davor zu bewahren erstickt, mit Bienengift vollgepumpt oder sonst wie misshandelt zu werden."

Sie war eine miserable Lügnerin und das wusste sie.

"Ich meinte eher das andere.", erwiderte Seran und blickte dabei kurz etwas weiter nach unten auf ihre Hände.

Idena schaute verwirrt von einem zum anderen. Über was redeten die beiden da?

Finja schalt sich eine Närrin. Sie hätte vorsichtiger sein müssen, hätte wissen müssen was passieren würde. Nach der ersten Vision bei Duran im Zelt hätte sie alles tun müssen um sich zu verschließen.
Aber nein sie hatte sich sogar noch mehr geöffnet, sich auf Experimente eingelassen.
War in der Nähe eines Elben unvorsichtig geworden, in der direkten Gegenwart von Owen und Andur.

Sie merkte wie Panik in ihr aufstieg, nicht hier, nicht jetzt. Sie musste hier raus und zwar schnell.
Schlagartig wurde ihr übel, sie atmete tief ein um sich nicht zu übergeben.
Hastig stand Finja auf,

"Bitte entschuldigt mich für einen Moment, ich fühle mich nicht sonderlich wohl. Ich brauche ein wenig frische Luft."

Finja schob sich an Ulfur vorbei nach draußen.

Seran blickte ihr kurz mit leicht besorgtem Blick hinterher, bevor ein kurzes Grinsen über sein Gesicht huschte und er sich danach einfach im Raum umsah.

.. und er sah in das fragende Gesicht des Knappen. "Was geht hier vor?" Sie klang ärgerlich und fordernd. Sie hatte das Gefühl hatte, dass Gefahr drohte, wusste aber nicht, woher genau. Gerne wäre die Finja hinterher gelaufen, aber den Baron würde sie bestimmt nicht mit dem Elfen alleine lassen. Vor allem jetzt nicht.

"Du bist eine Frau, du solltest wissen was sie hat...", erwiderte Seran trocken und ohne den Blick abzuwenden.

"Mag sein, dass ich nicht Frau genug bin: Aber nein, das tue ich nicht." Idena wurde jetzt lngsam richtig wütend. Der arrogante Elf sollte endlich mit der Sprache rausrücken!

Ulfúr sah Finja verwirrt hinterher.

"Also... entschuldige, Seran... aber tragend ist sie glaube ich nicht."