Amsivar
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Charaktergeschichten - Korporal Khalid Steinwacht

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Beitrag  Gast Di 16 Jul 2013 - 15:59

[Ich habe nie eine richtige Charaktergeschichte geschrieben; hier nun für alle, vor allem auch für die Neuen unter uns, mal ein derartiger Versuch. Ich werde immer ein paar kleinere Anekdoten posten, eine Zusammenhängende Geschichte ist mir zu langwierig]

Khalid´s Winter
https://www.youtube.com/watch?v=BzHER3IKCr4

Die Ohren schmerzten ihm, während Khalid kurz die Handschuhe abstreifte und seine Hände aneinander rieb, um sich diese ein wenig aufzuwärmen. Auch die Zehen konnte er schon seit Stunden nicht mehr spüren. "Der Trick ist, einfach nicht darauf zu achten." Dachte er bei sich; was schwierig war, denn hier auf dem Tor der Hauptstadt, gab es zu dieser Jahreszeit nun wirklich nicht viel, was einen ablenken konnte. Selbst die Ratten hatten es aufgegeben, aus ihren Löchern zu kommen und auf einen Happen vom madigen Brot zu hoffen, welches als Ration für die Stadtwächter diente.
Khalid hatte nicht verlernt, sich seine eigenen, warmen Gedanken zu machen. Auch, wenn die Armee größtenteils das Denken übernahm - der Vorgesetzte entschied, wann man aufstand, wann man marschierte, wann man Wache hielt und wann man schlafen ging. Sie entschied sogar über die Taverne, in der man zechen durfte, wenn man Freigang bekam.
Die meisten Gestalten, die mit Khalid in der Wache dienten, waren andere gescheiterte Gestalten - ebenso wie er. Diebe, Mörder, Vergewaltiger, Waisen und Ausgestoßene. Menschen, die sonst am Galgen oder verhungert am Gassenrand geendet hätten.

Khalid streifte die ledernen Handschuhe wieder über und sein Atem bildete gleichmäßige Wolken, als er durch die Handschuhe hinaus in die amsivarische Nacht geblasen wurde. Die Sonne würde bald aufgehen und der Dienst wäre bald beendet.

Der Gardist schloss kurz die Augen und eine Erinnerung wurde wach: Sein Kamerad, Tristan, war vor einigen Tagen von einem Dieb erschossen worden, wie er selbst noch im vorherigen Jahr einer gewesen war. Als er den Dieb verfolgte, der bei hellichtem Tage einen Beutel mit Äpfeln gestohlen hatte, wurde er von dessen Handarmbrust in den Bauch getroffen. Nur Mysthra weiß, wie ein gewöhnlicher Dieb an eine solche Waffe gekommen war - Khalid erinnerte sich an den entsetzlichen Gestank nach Zwiebeln und Leberwurst, welcher nach dem Treffer zu vernehmen war.

Khalid dachte darüber nach, wie er damals Soldat geworden war.
Er war der jüngste Sohn eines... was hatte sein Vater noch gemacht? Nun ja, er hatte auf jeden Fall einen älteren Bruder, welcher den Tod am Galgen fand. Nur warum? Auch hier wurde die Erinnerung trüb. Khalids Vater hatte ihn jedenfalls zur Armee geschickt, als er gerade 8 Sommer zählte. Eigentlich zu jung, um als Wasserträger anzufangen; seither hatte er vieles gesehen. Er hatte mit jungen Jahren bereits einige Männer sterben sehen. Auch wenn er selbst noch keine Schlacht aus nächster Nähe erlebt hatte, so sah er in seinem ersten Jahr in der Armee nach einem Gefecht im Nebel die Männer, wie sie leidend und sterbend im Schlamm lagen, nachdem sie von einer größeren Räubergruppe angegriffen worden waren.
Sein Kommando sollte diese Soldaten bergen - ein Priester der Elenya begleitete den Trupp und geleitete einige der Männer auf ihrem Weg in das Leben nach dem Tod. Er tat dies ohne Abscheu; auch vor den am schlimmsten verwundeten Soldaten machte er keinen Halt und segnete diese mit einem Gebet und beruhigenden Worten.
Auch bei Khalid weckte dieser Anblick vom ersten Moment an keine Gefühlsregung. Er hätte Abscheu, Mitleid oder zumindest Trauer empfinden sollen. Er fühlte auch keine Angst vor einem ähnlichen Schicksal - er wusste, Überfälle waren nur allzu selten. Und wenn sie doch vorkamen, war diese Gefühllosigkeit und Grausamkeit (Er hielt es für Grausam weder Trauer, noch Mitleid zu empfinden, aber es war nicht zu ändern) sicherlich ein Weg, es eher lebend aus der Schlacht zu schaffen, wenn man nur auf die Götter vertraute. Außerdem hatte er kaum eine Wahl: Bei der Armee gab es etwas zu essen und einen Schlafplatz. Erstmals in seinem Leben bemerkte er dieses Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, welches ihm die Armee gab, ausgerechnet inmitten von Tod und Leid. Der Geruch von Blut, Stahl und Exkrementen, wie er nach einer Schlacht vorherrschte, sollte ihm nicht das letzte Mal in die Nase steigen. Khalid würde Soldat werden und es besser machen, als diese armen Trottel. Die Armee war nun sein Zuhause.

"HEDA WACHMANN! ÖFFNE ER DAS TOR!" - wieder einer dieser Edelmänner, die meinten, sie hätten das Privileg gepachtet als Einzige des Nachts das Tor passieren zu dürfen.
Die so grausame Erinnerung hatte Khalid die Kälte vergessen lassen, welche nun mit tausenden von Nadelstichen auf ihn einstach, als er sich aufraffte, um den Mechanismus zu betätigen. Er stellte sich vor, wie er dem Edelmann den Wanst aufstach und dessen Eingeweide mit dem sauren Gestank von Leberwurst und Scheiße aus ihm hervorquollen, wie er es bei seinem Kameraden gerochen hatte.

Khalid grinste, als das Tor sich ächzend öffnete und pfiff eine leise Melodie: https://www.youtube.com/watch?v=GpFzw8A4Rho

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Beitrag  Gast Di 16 Jul 2013 - 17:14

Sehr schick! Die Links dazu sind eine tolle Idee.

Gast
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Beitrag  Gast Di 30 Jul 2013 - 13:49

Laute, Flöte und Fidel waren verstummt. Khalid stand vor seinem Herrn, Baron Duran von Bärenfels, in demütiger Haltung.

"Mein Herr, ich erbitte die Abmeldung für den heutigen Abend, um eine persönliche Sache zu klären."

Eine "persönliche Sache"? Khalid war noch nie gut darin, sich gut auszudrücken, eher darin, sich um Kopf und Kragen zu reden oder reden zu lassen. Der Baron hätte ihn allein auf Grund der Wortwahl bereits auspeitschen können.

"Geht es um eine Frau?"

Duran grinste - anscheinend war heute ein guter Tag und sein Herr war bester Laune. Ein gutes Zeichen...

"Jawohl, mein Herr. Um ehrlich zu sein, geht es tatsächlich um eine Frau."

Der kalte Schweiß lief ihm über den Rücken, aber sein Herr schien gut gelaunt, vielleicht...
Tatsächlich gab Duran ihn nach einigem Überlegen frei und gab ihm sogar einige Begleiter mit auf den Weg. Die Barden begannen erneut zu spielen - "die Moorsoldaten Amsivars", ein trauriges Lied, welches von Entbehrungen und Leid erzählt.

Es hätte nicht passender sein können.

So machte sich Khalid auf den Weg in Richtung Durstiger Dolch, um Jacques le Crab eine Lektion zu erteilen. Dieses hochnäsige Stachelschwein hatte ihn zur Stunde der Mitternacht in den Dolch bestellt, um dort zu regeln, wer weiterhin um die schöne Piratin Esperanza Dolores Rossa de la Tora werben durfte. Khalid hatte sie zwei Abende zuvor im Durstigen Dolch kennengelernt und hatte sie am nächsten Abend wiedergesehen. Auch am heutigen Abend war sie zu den Amsivaren eingeladen. Es ging ihm dabei nicht unbedingt um die Frau, jedoch hatte sie noch immer die Feder seines Hutes, welche er ihr vorher geschenkt hatte.
Vor dem Durstigen Dolch angekommen, übergab Khalid seinen Hut und seine Waffen seinem Diener. Dies war kein Kampf, der mit Waffen geführt werden sollte. Jacques le Crab gehörte zu den Stachelschweinen und war damit mit den Amsivaren und mit Khalid eigentlich befreundet - so sollte er nicht sterben. Eine Lektion in Sachen Faustkampf dürfte reichen, ihn zu überzeugen, dass man einem Amsivaren kein Weib vor der Nase wegschnappt.

Doch der Kontrahent war nicht aufzufinden. Khalid, seine Begleiter und sein Diender durchstreiften mehrfach den Dolch, ohne Anzeichen des dreisten Franzosen. Also platzierten sie sich vor der Taverne, um ihn abzufangen. Doch auch dort ließ er sich nicht blicken.
Bei Khalid staute sich langsam Wut auf - der Franzose hatte Ort und Zeit gewählt und war nun zu feige um aufzutauchen?

Sie warteten etwa so lange, wie ein durstiger Mann braucht, um drei mal zehn Bier zu leeren und machten sich auf den Weg zu den Stachelschweinen in das Rote Lager, um nachzusehen, ob er sich vielleicht dort verkrochen hatte.
Als sie endlich dort ankamen, hieß es, Jacques hätte eben das Lager verlassen und sich auf den Weg zum Durstigen Dolch gemacht.
Also ging es wieder zurück. Khalid betete zu Tyr und Elenya um Mäßigung und er war froh, seinem Diener seine Waffen anvertraut zu haben.
Endlich wieder am Durstigen Dolch angekommen, ging er erneut allein in die Taverne, um den Weiberdieb ausfindig zu machen und wieder war er nicht zu finden. Als Khalid vor der Taverne nachsehen wollte, sah er, dass niemand mehr eingelassen wurde, weil der Durstige Dolch mittlerweile mehr als überfüllt war. Also ging er nochmals durch die Reihen, an Tischen, Musikanten, Dirnen und Glücksspielern vorbei. Noch immer keine Spur von seinem Kontrahenten.

Wutentbrannt schob er schlussendlich Piraten, Händler, Kurtisanen und Schankmaiden zur Seite und winkte seinen Freunden, sich mit ihm auf den Rückweg zu machen.
Mittlerweile hatte er mindestens zwei mal zehn Lieder verpasst.

Grenzenlose Wut, gleich einer Raserei bemächtigte sich seiner und er froh, nicht mehr auf den Franzosen getroffen zu sein. Wahrscheinlich hätte er ihn mit bloßen Händen umgebracht, statt ihm nur eine Lektion zu erteilen.

Nachdem Khalids Bekanntschaft am Vorabend dem Heerkönig mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht sämtliche Geheimnisse ausgeplaudert hatte, die sie irgendwie erfahren konnte und Khalid schon den sicheren Tod durch Steinigung vor Augen hatte und sie außerdem eine Freundschaft gefährdet hatte, welche seit Jahren bestand, war für ihn klar: Nicht etwa ein Pfeil, den man zu spät kommen sieht oder eine Übermacht des Feindes sind die größten Gefahren für einen Soldaten. Es sind die Frauen. Ein Pfeil oder ein Feind tötet dich schnell und ohne zu zögern. Eine Frau zieht einen langsam aber sicher ins Verderben und wenn einem dies klar wird, ist es meist schon zu spät.

Zurück bei den Amsivaren,; die Barden hatten ein eher fröhliches Lied angestimmt:

"Ja, der Heerkönig ist weise
Er steht uns immer bei
In Rot und Gelb so reist er
Sein Volk ist stolz und frei
Seine Macht ist unermesslich
Er strotzt so nur vor Kraft
Er befehligt äusserst weise
Und steht in vollem Saft..."

...Khalid hatte für diese Fröhlichkeit nicht viel übrig. Er starrte finster in seinen Met und murmelte...

"Die Sache wird ein Nachspiel haben, Jacques le Crab. Wir werden uns wieder begegnen und dann werde ich dir meinen Amsivarenstiefel so weit in den Arsch treiben, dass du mir die Zehen lutschen kannst."

Wenn es eines gibt, was gefährlicher ist, als ein Amsivare, dann ist es ein hungriger Amsivare.
Und wenn es eines gibt, was noch gefährlicher ist, als ein hungriger Amsivare, dann ist es ein Amsivare, den man vom Feiern abhält!

Gast
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Beitrag  Gast Do 1 Aug 2013 - 11:58

Diesmal eine andere Erzählperspektive...


https://www.youtube.com/watch?v=cSH-_ScN6G0

Es ging in die Schlacht... Die Soldaten pfiffen im Takt ein Marschlied (https://www.youtube.com/watch?v=TH3JEuQPpKs) und walzten gleich einer Naturgewalt über das Schlachtfeld.
Mordekei schritt durch die Reihen und stimmte die Soldaten auf die Schlacht ein...
"Ein Baum, ein Strick"

"Ein Ketzergenick"

so erscholl der Schlachtruf des Triumvirates immer und immer wieder...

"Für die Sendbotin!"

"Ohne Gnade!"

Adrenalin pumpte durch meine Adern, wie abends zuvor noch der Met von Lenz. Ich fasste meinen schwarz-grünen Schild, den ich mit Stolz trug. Wir bildeten einen Schildwall, die Familie der Soldaten. Du bist Vater und Bruder des Mannes neben dir und die Männer neben dir sind deine Brüder - jeder passt auf den anderen auf. Weicht oder stirbt einer, wird er zur Gefahr für seine Neben- und Hintermänner.
Der Schildwall hielt dicht zusammen.

"Überlappende Schilde! Achtet auf eure Nebenleute!"
Als Korporal war ich in der besonderen Pflicht, darauf zu achten, dass in meinem Abschnitt der Schildwall unüberwindbar war. Ich würde meinen Herrn nicht enttäuschen.

Wir sahen den Feind aufmarschieren und ich war zufrieden mit meinen Jungs. Dieser ungeordnete Haufen würde unter der Triumviratenen Gnadelosigkeit niedergewalzt werden.
Khalid sah, dass seine Männer auf Grund der Überzahl ängstlich wirkten und erbat bei seinem Herrn die Erlaubnis, den Männern Mut zuzusprechen.
Und so versuchte er sein Glück:

"Sehr ihr die Angst in ihren Augen?! Sie mögen viele sein, aber sie sind nicht ausgebildet für den Kampf! Ihr aber seid Krieger, geboren, um zu töten!
Seht ihr den Tölpel da vorn? Steht in der ersten Reihe mit nichts als einem wattierten Rock!"

Er winkte einen Bogenschützen her; "Darion, der ist für dich! Zeig ihm, wie lange ein amsivarischer Pfeil braucht, um aus seinen Eingeweiden herauszueitern!
Diese Männer sind keine Kämpfer; es sind Bäcker, Müller und Bauern, die ihre Reihen mit Abhumanen verstärken müssen! Sie zittern vor Angst! Wir sind die Plattenschweine der Sendbotin! Solange wir die heilige Sache vertreten KÖNNEN wir nicht besiegt werden! Wir sind die Amsivaren - eine schwarz grüne Flut!!!"

Die Soldaten antworteten:
"Aus Kette und Wut!"

"Die schwarz-grüne Flut!"

"Aus Kette und Wut"


Ich sah den Feind aufmarschieren, hakte meinen Schild unter den meines Nebenmannes und grinste ihn an; die Moral hatte sich sichtlich gebessert und plötzlich...


Stille....
https://www.youtube.com/watch?v=68mNPR_UdS0

Eben noch der Schildwall und nun... Stille, Schwärze, Einsamkeit.

Die absolute Abwesenheit von Licht und Geräusch... So musste sich Verzweiflung anhören. Ich fühlte mich verloren. Von allen Göttern und der Sendbotin verlassen. Alles fühlte sich an, als wäre es weit entfernt... Was war passiert?
Ich kann mich nicht erinnern.

Und dann: Ein Geräusch... War das... ein Rabe?
Ein Licht, gleißend hell, bemächtigte sich meiner Augen. Ich dachte, ich müsse entweder an der Tafel Ogrims zum ewigen Schmaus, dem amsivarischen Paradies, gelandet sein, oder aber...
Nein, das war zu real.

Langsam gewöhnten sich meine Augen an das Licht... Ein Stein... "Hier ruht Tristan von Cannobaen, Söldner der Sturmbrecher. Gestorben auf dem Fest der Drachen im Jahr des Grünen..."
Ein Friedhof?

Ich stand auf und machte ein paar Schritte; sofort wurde mir schwindelig und ich landete erneut auf meinen Knien. Ich verbarg meinen Kopf zwischen den Armen und betete zu den Göttern:

Elenya, die Leben schenkt;
Ogrim, der Dinge erschafft,
Tyr, der mein Vater und Vater der Götter ist,
Zusammen schreiten wir dem Schicksal entgegen
Ich fürchte den Tod nicht, wenn meine Zeit kommt
Ihr bringt mich Heim, sollte ich sterben.
Ich fürchte den Tod nicht, denn ihr seid mit und bei mir.
Ich vertraue auf die Sendbotin, denn sie wurde durch eucht gesandt.
Ihre Worte führen mich durch das Dunkel.
Wo sie ist, kann keine Verzweiflung sein,
kann kein Leid sein,
kann kein Unglaube gedeihen.
Wo die Sendbotin wandelt,
wächst der Mut.
Wo die Sendbotin wandelt,
herrscht die Stärke.
Wo die Sendbotin wandelt,
triumphiert die Freundschaft."

Ich blickte auf und versuchte erneut aufzustehen. Diesmal sollte es mir gelingen.
Ich machte ein paar unbeholfene Schritte in Richtung Friedhofstor. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich dort war.

Ich setzte mich auf den noch feuchten Boden... Ich trug noch immer meine Rüstung und sogar meinen Helm. Von letzterem befreite ich mich und blickte mich um... Zu meinem Schrecken, musste ich feststellen, dass ich nicht allein war.
Arkoth, ein amsivarischer Krieger, saß ebenfalls in voller Rüstung direkt neben mir. Ich blickte ihn von oben bis unten an und fragte ihn:
"Was ist passiert?" - Er sah mich einen Moment an und seine Miene verzog sich etwas, ähnlich einer inneren Qual, wie man sie manchmal bei Verwundeten sieht, denen eine Pfeilspitze entfernt wird: "Was ist passiert?"

Er wiederholte meine Frage, ohne sie zu beantworten.
"Das habe ich dich gerade gefragt, Arkoth. Bei Ogrim, was ist in dich gefahren?"

Wieder der gequälte Blick...
"Das habe ich dich gerade gefragt, Arkoth. Bei Ogrim, was ist in dich gefahren?"


Ich gab auf... Was war das nun wieder für ein fauler Zauber?
Ich erhob mich und machte mich auf den Weg in das eigene Lager, nicht ohne auf Schritt und Tritt von Arkoth verfolgt zu werden.
Hatte er noch einen freien Willen? Wollte er mich einer Prüfung unterziehen oder war dies ein schlechter Scherz der Götter?"

Um zumindest auszuschließen, dass Arkoth selbst sich diesen abhumanen Unfug ausgedacht hatte, unterzog ich ihn einer Prüfung. Ich erzählte diverse Geschichten, welche nur mit besonderer Beherrschung der Sprache zu erzählen waren.

Ich begann mit einem kleinen Gedicht:

Bei einer Picknickpause in Pampelhusen,
ass Papa mit Paul zwei Pampelmusen.
Doch bei dem Pampelmusengebabbel,
purzelte der Paul von der Pappel
mitten in Papas Picknickplatte
wo Papa die Pampelmusen hatte.

"Oh Paul" ruft Papa "du bist ein Trampel,
Plumpst mitten in meine Musepampel,
Ich wollte sagen in meine Mampelpuse,
nein Pampelmase, nein Pampelmuse"!

Das war vielleicht ein Hallo.
Die Pappeln der Papa der Paul und sein Po,
die Picknickplatte um die war es schad,
das war vielleicht ein Pampelmusensalat.


Arkoth wiederholte es Wort für Wort, ohne zu zögern.

Gut, diese Übung war noch leicht.
Doch ich hatte noch nicht aufgegeben; eine weitere Geschichte hatte ich noch in petto und startete sogleich:

In einem kleinen Dorf wohnte einst ein Mädchen mit dem Namen Barbara.
Barbara war in der ganzen Gegend für ihren ausgezeichneten Rhabarberkuchen bekannt.
Weil jeder so gerne Barbara's Rhabarberkuchen aß, nannte man sie Rhabarber-barbara.
Rhabarber-barbara merkte bald, dass sie mit ihrem Rhabarberkuchen Geld verdienen könnte.
Daher eröffnete sie eine Bar: Die Rhabarber-barbara-bar.
Natürlich gab es in der Rhabarber-barbara-bar bald Stammkunden.
Die bekanntesten unter Ihnen, drei Barbaren, kamen so oft in die Rhabarber-barbara-bar, um von Rhabarber-barbaras Rhabarberkuchen zu essen, dass man sie kurz die Rhabarber-barbara-bar-barbaren nannte.
Die Rhabarber-barbara-bar-barbaren hatten wunderschöne dichte Bärte.
Wenn die Rhabarber-barbara-bar-barbaren ihren Rhabarber-barbara-bar-barbaren-bart pflegten, gingen sie zum Barbier.
Der einzige Barbier der einen Rhabarber-barbara-bar-barbaren-bart bearbeiten konnte, wollte das natürlich betonen und nannte sich Rhabarber-barbara-bar-barbaren-bart-barbier. ...
Nach dem Stutzen des Rhabarber-barbara-bar-barbaren-barts geht der Rhabarber-barbara-bar-barbaren-bart-barbier meist mit den Rhabarber-barbara-bar-barbaren in die Rhabarber-barbara-bar, um mit den Rhabarber-barbara-bar-barbaren von Rhabarber-barbaras herrlichem Rhabarberkuchen zu essen.


Wieder wiederholte Arkoth Wort für Wort die Geschichte, ohne auch nur einmal aus dem Konzept zu geraten. Dies war für einen Analphabeten und Säufer vor den Göttern doch recht ungewöhnlich.

Stunden zog sich diese Farce, bis ich schließlich eine Idee hatte.
Wenn dieser abhumane, geistige Durchfall kein Ende haben sollte, sollte es zumindest für mich von Nutzen sein.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich kein netter Mensch bin.
Loyal?
Ja.
Ehrlich?
Ja.

Aber doch stets auf meinen Vorteil bedacht, wenn es nicht gegen einen Befehl verstößt.
Ich rief die Amsivaren zusammen, um mir zahlreicher Zeugen gewiss zu sein. Noch immer folgte mir dieser einfache Soldat auf Schritt und Tritt, wie ein verdammter Hund und wiederholte jedes einzelne Wort aus meinem Mund, als wäre es selbstverständlich.

Als ich alle versammelt fand, begann ich:

"Hier vor den versammelten Zeugen und vor den acht Göttern Amsivars, gelobe und schwöre ich, Gefreiter Arkoth, feierlich..."
Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken...
"Hier vor den versammelten..." - Er wiederholte tatsächlich erneut jedes Einzelne Wort...
"Mein Leben in den Dienst von Korporal Khalid Steinwacht zu stellen, solange ich lebe"
"Mein Leben in den Dienst..." - Es funktionierte; sollte diese Farce tatsächlich noch zu etwas gut sein?
"Ich schwöre außerdem, Khalid Steinwacht niemals ein Leid zuzufügen und werde ihm jeden Wunsch erfüllen und jeden Befehl ohne Zögern ausführen, den er mir erteilt..."
"Ich schwöre außerdem...." - wieder stahl sich dieser gequälte Ausdruck in sein Gesicht. Seine Augen sagten mir, dass er diese Worte nicht sprechen wollte, aber er musste...
"Sollte ich meinen Schwur jemals brechen, so werde ich den Zorn der Götter auf mich ziehen und fortan als Eidbrecher gebrandmarkt werden. Der dunkle Herrscher XeeN soll sich meiner bemächtigen, sollte ich jemals diesen Schwur brechen..."

Er wiederholte jedes Wort ohne zu zögern. Nur seine Gesichtszüge verrieten, dass er mit dem, was er dort sagte, selbst nicht einverstanden war. Hätte ein Blinder allerdings diese Worte gehört, sie hätten aufrichtiger nicht klingen können.

So hatte ich einen neuen Diener gewonnen...

Tatsächlich ließ die Wirkung dieses Fluchs bald nach und ich war meinen Schatten, in Form dieses nervigen Gefreiten, los.
Und tatsächlich diente er mir fortan als bereitwilliger Diener; er fürchtete wohl, die Götter zu erzürnen, würde er den Schwur, den er unter Zwang geleistet hatte, brechen.

Ich hatte das Gefühl, dass mich irgendjemand hatte bestrafen wollen.
Dies war, bei allen Göttern, ziemlich in die Hose gegangen.

Es bedarf mehr, als dieses simplen Tricks, um mich zu verscheißern.

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