Landraiks Suchgesellschaft

[OT: Sollte es Einwände gegen den Zeitsprung geben, so lösche ich ihn im Zweifelsfall wieder. Allerdings habe ich auf meine Nachfrage in der WhatsApp-Gruppe ja keine Widerworte gehört, daher nehme ich das einfach mal vor. Ich springe jetzt immer zu den "Zwischenstationen", in denen die Charaktere tatsächliche Handlungsmöglichkeiten und Entscheidungsspielräume haben.]

Zwei Tage vergingen, nachdem die Suchgesellschaft die fahrenden Händler getroffen hatten.
Nach den Informationen, die sie erhalten hatten, hatten sie sich also entschieden den Spuren weiter zu folgen und die Fährtensucher machten ihre Arbeit den Umständen entsprechend gut.

Das Wetter war weiterhin durchwachsen und die zwei Männer, die die Spuren auftun sollten machten darauf aufmerksam, dass die Fährten bei anhaltend schlechtem Wetter immer schlechter zu lesen waren.

Nach einigen Tagen kam die Suchgesellschaft an einem großen Gehöft vorbei.

Während der Reise:
Missmutig lauschte der Prediger den Worten der Fährtenleser.

Auch das noch... Der Rat hat sich vorgenommen uns zu prüfen... Ja? Habt Ihr das?! Ihr wisst natürlich was Ihr tut. Aber seit doch dabei so gut und spielt nicht leichtfertig mit den Leben der Unseren.

Johann pfriemelte mit, von der Nässe steif gewordenen Fingern ein zerschundenes Liturgiebüchlein hervor. Die Reitenden um ihn herum konnten ihn leise vor sich hinmurmeln hören:

"Tra, reisende Göttin, Krom reisender Gott,
meine Füße werden mich vortbringen von hier,
meine Schritt werden mich vorantreiben.
Mein Wagen ist angespannt,
mein Pferd gezäumt, mein Schiff aufgetkelt.  

Tra, reisende Göttin, Krom reisender Gott,
seiet mir feste Straße zu meinen Füßen,
Starke Achse an meinem Wagen,
ruhiges Blut in meinem Rosse,
Sanfter Wind in meinem Rücken.  

Tra, reisende Göttin, Krom reisender Gott,
es hat mich erfasst der Wunsch in die Ferne,
ein Sehnen im Herzen.
Es wurde meinem Geist Flügel geschenkt
und ich eile ihm nach.  

Tra, reisende Göttin, Krom reisender Gott,
ich bitte um Euren Segen auf all meinen Reisen,
auf dass ich nicht straucheln mag,
denn Ihr kennt meine Seel
und nur Ihr vermögt sie zu bewahren.  

Tra, reisende Göttin, Krom reisender Gott,
ich bitte Euch, seid mir nah.

So wahr wie wir sind"

Beim Näherkommen schaute sich der Prediger misstrauisch um. Dies War die erste menschliche Ansiedlung seit Langem und sie lag genau in der Spur der Verfolgten.

"Bleibt vielleicht erstmal zurück," sagte er zu den Mannen. "Ich klopfe mal an. Vielleicht wissen die Bauern ja mehr... Oder haben gerade selbst besuch. Ist sicherlich besser wenn ersteinmal nur einer sich zeigt."

Mit den Stab in der Einen und der zerschundenen Schrift in der Anderen ging er Auf das Haupthaus zu um anzuklopfen.

Der leichte Nieselregen sorgte dafür, dass der Saum von Johanns Kleidung schnell feucht und dreckig wurde.
Als er die Tür erreichte und anklopfte tat sich erst einmal eine Zeit lang gar nichts.

Dann allerdings hörte er Gerumpel hinter der Tür und nach einigen Augenblicken tat sich diese einen Spalt breit auf.

Eine Frau in beachtlichem Alter schaute durch den Schlitz.
"Ja?", krächzte sie.

Der Prediger setzte sein bestes Schwiegersohnlächeln auf:
"Die Achte mit Euch junge Frau. Ich bin auf der Suche nach einer Gruppe Fahrenden Volkes. Ihr könnt mir nicht vielleicht weiterhelfen?"
Sein Blick wanderte von der Alten in den Raum hinter Ihr.

Johanns Blick streifte eine sehr zweckmäßige Einrichtung, die das harte und derbe Leben der einfachen Landbevölkerung wiederspiegelte.
Die alte Frau sah ihn an und meinte:
"Fahrendes Volk war hier keins."

"Seit Ihr sicher?"
Der Prediger blickte die Alte immer noch lächelnd an.
"Ich bin schon eine ganze Wei... WaHATSCHI Weile unterwegs und bin ihren Spuren bis hier her gefolgt. Habt Ihr wirklich, oder einer Euer Verwanden, nicht davon mitbekommen? Eine Gruppe? Etwa zehn Mann?"

Die alte Frau schüttelte den Kopf.
"Wenn ich es Euch sage, fahrendes Volk war hier nicht. Eine Gruppe von 10 Leuten ist hier durchgekommen, aber die haben mit fahrendem Volk etwa so viel gemein gehabt, wie ein Ritter mit einem Stallburschen."

Johann verdrehte innerlich die Augen. Sein fortwährendes Lächeln bekam einen Sprung.
"Und währt Ihr so gut mir zu sagen ob Euch an besagten... Personen etwas aufgefallen ist oder wo sie lang sind?"

Die alte Frau schaute ein Stück weit aus dem Haus heraus und sah die Banner vom Baron.
Sie machte die Tür etwas weiter auf und meinte:
"Nunja, wirklich aufgefallen... sie hatten ein hübsches blondes Ding dabei. Sie war gefesselt. Aber lange waren sie nicht in der Gegend, sie schienen es eilig zu haben. Und ihre Pferde waren so klein und spritzig."

"Wann sind sie hier den vorbei gekommen?"
Johann fügte nach einigen Augenblicken hinzu:
"Und Ihr habt nicht zufällig eine Idee wo die hinwollten?"

Die alte Frau schaute Johann an und meinte dann, nach einer offenkundigen Pause um nachzudenken:
"Nein... ich habe ja nicht einmal großartig mit ihnen geredet."

Landraik ritt heran. "Johann, habt ihr nach dem Weg gefragt?"

"Ja, habe ich, aber die Al... Gute weiß von nichts"
Johann stutzte:
"Waaartet, Ihr HABT mit denen geredet?!"

Die alte Frau sah etwas zerknautscht aus.
"Ja, ich habe mit ihnen geredet. Aber nicht viel. Wollten sie auch gar nicht. Nur, ob ich etwas zu essen hätte. Und ich habe das Mädchen ja noch gar nicht gesehen gehabt... das habe ich erst bemerkt, als sie weitergeritten sind."

Irgendetwas platzte in Johanns Kopf:

"Beim Rat, muss man Dir denn alles einzeln aus der Nase ziehen?! Kannst oder willst du nicht in Komplexen Sätzen antworten?! Hältst du das hier für einen netten Besuch zum Kuchen?! Wenn Du das Mädel gesehen hast, dann Hast du auch die Farben gesehen die sie trug! Die Gleichen wie die Männer an Waffen hinter mir tragen und auch die gleichen wie sie an den Türmen von Bärenfels wehen oder auf der Brust des Barons prangen!

Überleg dir also was gut ob du nicht vielleicht doch eine kleine Ahnung hast wo die hin wollen KÖNNTEN, WANN sie hier aufgebrochen sind und ob sonst noch irgendwas zur Erwähnung relevant wäre. Und Denk schnell, sonst lasse ich dich höchst selbst als Kollaborateur mit den Feinden der Baronei anklagen!"

Die alte Dame sah Johann erschrocken an.
"Bei den Achten, wie redet Ihr denn mit einer alten Frau? Hat Eure Mutter Euch keine besseren Manieren beigebracht? Die Männer sind schon etwas mehr als einen Tag lang weg. In Richtung Westen. Soweit ich das verstanden habe wollten sie die normalen Straßen und Wege verlassen. Aber da konnte ich ihnen keine Route nennen, damit kenne ich mich nicht aus. Und jetzt geht, ich habe mit niemandem kolle... kolla... zusammengearbeitet!"

Mit schnellen Schritten stapfte der Prediger zurück zu den anderen, ohne die Alte auch nur noch eines Blickes zu würdigen.
"Nach Westen, abseits der Straße!"
Rief er den Wartenden entgegen.
"Sie wurden aufproviantiert und haben mehr als einen Tag Vorsprung!"
Gewohnt ungeschickt querte er sich auf das Pferd bevor er hinzufügte:
"Wir sollten uns also beeilen."

"Aussitzen!" Befahl Landraik. "Ihr zwei! Versucht die Spuren zu finden! Wir kommen näher! Also sputet euch!"

Die alte Frau machte kopfschüttelnd die Tür wieder zu.

Die Spurensucher nickten und machten sich wieder an die Arbeit.
Der Tag war nicht mehr der jüngste, aber sie versuchten bei den bestehenden Lichtverhältnissen das Beste aus der Situation zu machen.

Sie zogen ein paar Stunden lang den Spuren hinterher, als einer der Fährtensucher die Hand hob, um zu signalisieren, dass sie anhalten sollten.

Er drehte sich um und sagte mit unruhigem Gesichtsausdruck:
"Sire... sie haben sich aufgeteilt. Zwei Dreier- und eine Zweiergruppe sind offensichtlich in verschiedene Richtungen weitergeritten."

"Könnt ihr sagen welche Spuren von dem leichtestens Pferd sind? Vermutlich ist das die Knappin des Barons."

Die Fährtensucher schauten sich die Spuren erneut und etwas genauer an.
"Das kann man nicht sehen... die Pferde haben alle ein vergleichbares Gewicht getragen. Ein oder zwei Spuren sind etwas schwerer als die anderen, aber einen so großen Unterschied kann man nicht feststellen."

"Gibt es sonstige Hinweise in welcher Gruppe die Knappe dabei war?"

Die Spurensucher schauten sich gegenseitig kurz etwas irritiert an.
"Äh... nein, Sire. Das lässt sich anhand der Spuren hier leider nicht nachvollziehen."

"Dann teilen wir uns in zwei Gruppen auf. Jede Gruppe wird von einem Fährtenleser begleitet. Am besten wir folgen den beiden größeren Gruppen." Lies Landraik die Männer aufteilen. Es war egal, welchen Spuren sie folgten, es war glück dabei.