Bärenfels nach dem Fest der Drachen (2016)

"Ja?" Landraik drehte blickt hoch. Er hatte sich grade etwas zu Essen bringen lassen.

Der Bote verneigte sich und sagte:
"Sire, ich will Euch nicht stören, aber wisst Ihr, wo ich Baron Duran antreffen kann? Ich habe eine wichtige Nachricht von Ritter McCallaghan für ihn."

"Der Baron müsste bald erscheinen, doch zeigt mir diesen Brief. Ich werde ihn dem Baron vorlegen." erklärte er und streckte seine Hand Richtung Boten.

Der Bote war sich der Tatsache sehr bewusst, dass Sir Landraik in Abwesenheit des Barons dessen Vollzugsbevollmächtiger war, solange Sir Owen nicht da war.
Also gab er ihm den Brief... wenn auch mit merklichem Widerwillen.

"Danke. Und nun lasst euch etwas zu essen und trinken in der Küche geben." Sprach Landraik und entließ den Boten. Dann öffnete er den Brief.

Lenz' Blick folgte dem Boten und er beobachtete das kurze Gespräch. Dann setzte er sich selbst in Richtung Sir Landraik in Bewegung, der aufmerksam den Brief durchlas.

Landraik seufzte. Legte den Brief wieder zusammen und packte ihn zur restlichen Post für den Baron.

Lenz hatte den Ritter mittlerweile erreicht und räusperte sich leise: "Ogrim zum Gruße werter Sir Landraik; wie ich feststelle seid Ihr just erst wieder in die Motte zurückgekehrt, wart Ihr die ganze Nacht unterwegs, bei dem Sauwetter?"

Landraik blickte Lenz an. "Ja. Ich bin durchgeritten. Der Baron blieb noch bei den Männern, aber müsste bald ebenfalls die Motte erreichen. Wie kann ich denn helfen?"

nachdem Sir Landraik ihre Fragen nicht beantwortet hatte sondern sie nur mit einer Geste weggewischt hatte, zog sich Magdalena zurück in die Küche um ihm ein Frühstück zu bereiten und alle Vorkehrungen zu treffen für die angekündigte Rückkehr des Barons.
Sie hatte Sir Landraik gerade das Frühstück hingestellt als ein Bote den Raum betrat. Magdalena beobachtete die Reaktionen des Ritters, verschwand dann aber wieder in die Küche. Es gab noch so viel zu tun.

Lenz war leicht irritiert von der Zurückhaltung des sonst eigentlich stets fröhlichen Ritters, aber er schob es auf die Erschöpfung: "Ihr müsst ja völlig durchgefroren sein, genießt eure Stärkung, wenn Ihr wollt, kann ich euch später einen heissen Holunderbeerwein empfehlen, oder etwas stärkeres vielleicht? Einen Grog oder einen heissen Bärenfang? Schon meine Urgroßmutter, möge Sie selig in Frieden ruhen, hat bei einem solchen Wetter immer auf heissen Holunderbeerwein mit einem Schuss Bärenfang geschworen. Und Ihr sagtet, der Baron ist im Anmarsch, gut zu wissen, ich werde gleich einen Brombeer-Sherry-Likör öffnen und erhitzen, der bekommt ihm immer besonders gut."

"Ein warmer Holunderbeerenwein mit einem Schuss Bärenfang wäre passend." antwortete Landraik hungrig doch freundlich. dann biss er endlich genüsslich in seine Mahlzeit. "Gibt es etwas neues hier auf der Burg in unserer Abwesenheit?"

"Sehr wohl, ich habe da noch ein ausgezeichnetes Tröpfchen vom letzten Jahr. Und was neues, hmm abgesehen von dem Boten, den Ihr just in Empfang genommen hattet ist eigentlich nichts erwähnenswertes passiert." Lenz kniff ein Auge zusammen und schien nachzudenken: "Die Achte behüten uns wohl in diesen dicken Gemäuern, auch wenn die prompte Abreise von Baron Duran und euch viele im Nachinein verunsichert hatte, versteht Ihr? Es wird viel gemunkelt; ich denke, die Belagerung Balihos liegt den Soldaten noch auf der Seele und die letzten Nächte waren unruhig, nichts gewaltsames oder so, aber nunja, unruhig halt." Der Schankwirt verabschiedete sich mit diesen spärlichen Informationen von dem Ritter und machte sich auf, etwas heissen Hounderbeerwein mit Bärenfang für Sir Landraik und etwas Brombeer-Sherry-Likör für den Baron bereit zu stellen.

Der Baron kam nach ein paar Stunden des Wartens auf der Motte an.
Soweit möglich gingen alle wieder ihren alltäglichen Arbeiten nach und versuchten die bedrückende Stimmung etwas zu dämpfen.
Gemauschelt wurde aber an allen Ecken und Enden. Vereinzelt wurden unbekannte Stimmen laut, die sich über die Suchtruppe des Barons ausließen, weil sie erfolglos geblieben waren.

Die nächsten 1 1/2 Monate blieben ruhig.
Das war auf der einen Seite sehr gut, auf der anderen Seite problematisch.
Gut war es, weil Chagrin vorerst verschwunden zu sein schien.
Problematisch war es, weil man weder von Owen, noch von Idena noch etwas hörte.



Was während des Zeitsprunges geschah:
1. Nachdem die Befreiung der Stadt nun schon einige Wochen her ist nutzen viele Handwerker aus Bärenfels ihre Chance und reisen nach Baliho, um dort beim Wiederaufbau zu helfen.

2. Der Winter bricht an. Aus den Gewittern und Stürmen der vergangenen Wochen werden Schneeschauer, die das Land in weiß hüllen.

3. In der näheren Umgebung der Motte gereicht der Bevölkerung der Baronei jetzt der Ausbau der Motte zum Nachteil - da viele Bäume gefällt wurden, die als Bauholz genutzt werden sollten, ist Brennholz rar. Nicht so rar, als dass die Bevölkerung erfrieren müsste, aber so mollig warm wie in vorherigen Jahren ist es nicht. Das Holz muss nun von weiter weg herangeschafft werden. Das erhöht die Preise und die Reaktionszeiten bei Knappheit.

4. Nachdem Ulfúr knapp zwei Wochen am Stück geschlafen hatte wachte er wieder auf und verzog sich schnurstraks in den Wald. Von dort aus brachte er ab und zu ein Stück Wild auf die Motte, um bei der Nahrungsversorgung der Bewohner zu helfen.

5. Obwohl die Orks zum Großteil zurückgeschlagen wurden streunern nach wie vor vereinzelte Truppen von den Ungetümen durch das Land. Da sich diese wohl besonders gerne am amsivarischen Alkohol laben überfallen sie bevorzugt Versorgungszüge, die Schnaps, Wein und Bier transportieren.
Das macht Spirituosen zu gefragten Handelswaren.

6. Es werden weitere Gerüchte darüber laut, dass der König in Astranat merkwürdig agiere. Es soll Strafzölle für Dörfer geben, deren Warenlieferungen im Winter weniger reich ausfallen als im Sommer. Außerdem hat Kalles Bruder gehört, dass die Bauern bald so gut wie alles von ihren Produkten an die Lehnsherrschaften abtreten sollen.

Eine Gruppe Männer in den Farben des Barons kommt auf Pferden in den Innenhof der Motte geritten.
Sie sehen mitgenommen aus, zerschlissen und unendlich müde.

Mit scheinbar tonnenschweren Knochen steigen sie aus den Sätteln und reiben sich die wunden Hintern.
Einer von ihnen setzt sich erst einmal hin.

Mehrere Frauen und Männer schauen sich nach ihnen um, eine Frau geht zu ihnen, sie unterhalten sich kurz.
Dann bringt sie einige Krüge Most, damit die Männer etwas trinken können.

Ein Stallbursche beginnt damit die Pferde zu den Anbindeplätzen zu bringen, um sie zu versorgen.

Zeitgleich kommt ein hagerer Junge auf den Marktplatz und schlägt einen Aushang an das Schwarze Brett der Motte.
Eine große Überschrift ziert den Zettel:
"Talentierte Tischler gesucht!"

Lenz fröstelte, wie jeden Tag. Nein er fröstelte nicht, er fror, ganz und gar. Hier draußen vor den Toren der Motte pfiff der Wind fast ungehindert über das flache Land. Der Schankwirt zog seine Kleidung fest um sich und suchte Schutz im Windschatten einer alten Eiche, die noch nicht gefällt wurde. Er stand dort sicherlich schon eine halbe Stunde, bis der Mann endlich erschien, für den er an diesem lausig kalten Wintertag vorzeitig seine warme Schlafstätte verlassen hatte. "Ihr seid spät dran, ich wäre hier draußen fast erfroren!" begrüßte Lenz sein Gegenüber unwirsch. Dieser überging die Begrüßung hingegen komplett und kam direkt auf ihr beiderseitiges Anliegen zu sprechen: "Habt ihr die Flasche dabei?" "Aber sicher.", antwortete Lenz, nun etwas ruhiger, nachdem der andere keinerlei Angriffsfläche für Lenz' Frust geboten hatte: "Also sind wir uns einig, wann wird das Holz geliefert und wieviel soll es am Ende sein?" Mit diesen Worten zog er eine Flasche Wacholderbrand hervor und übergab sie dem Holzfäller. Dessen Augen wurden mit Anblick des Schnaps' direkt größer, Lenz war sich sicher, dass die Flasche bis morgen geleert sein würde. Aber das war ja nicht sein Problem, solange er nur das bekam, was ihm jetzt zustand. "Jaja, wir sind uns einig, die nächste Holzlieferung geht morgen Abend an eure Taverne, drei Schüttraummeter gut abgelagertes Brennholz, die letzten trockenen Scheite in diesem Jahr. Habt ihr das Geld schon dabei?", sein fragender Blick wechselte von der Flasche zu Lenz' Gesicht und wieder zurück. Dieser musste leicht grinsen: "Nein, natürlich nicht, bezahlt wird ganz normal bei Anlieferung." Mit einem kleinen Nicken deutete der Schankwirt auf die Flasche in der Hand des Holzfällers: "Wohl bekommt's, trinkt nicht alles auf einmal auf und wenn Ihr mehr wollt, vielleicht habe ich noch ein Schlückchen, wenn Ihr mir ein bischen mehr als diese drei Schüttraummeter liefert, ich friere doch so leicht." Ohne weitere Verabschiedung dreht sich Lenz um und ging zurück zur Motte, um sich in der großen Küche die Füße aufzuwärmen und vielleicht etwas kleines zu essen zu bekommen. Hoffentlich hielt der Saufkopp sein Wort und der Schankwirt würde wirklich bei dem raren Holzhandel bevorzugt, sonst hätte er grade eine Flasche guten Schnapses einfach verschenkt.

"Bah, dat is ja moal nen rüsemüsiget Wetter!". Hellmar verzog das Gesicht, als er aus seiner Unterkunft nach draußen in den kalten Morgen trat. Der Wind blies eisig über das Land und die Motte hinweg und der Schnee, welcher die Umgebung in ein weißes Kleid gehüllt hatte, verwandelte den Innenhof der Motte in eine Schlammgrube. Er warf sich den Mantel um und stapfte in Richtung Küche, denn ihm knurrte der Magen und vielleicht würde der warme Haferschleim dabei helfen, die Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben. Hellmar müsste dringend mal ran und die Löcher im Gebälk seiner Hütte ausbessern, aber daran war im Moment nicht zu denken. Seitdem einige der Handwerker nach Baliho abgereist waren, blieb für ihn umso mehr zu tun. Zurzeit liefen die letzten Arbeiten an den neuen Ställen und als nächstes wäre dann der Ausbau der Schmiede dran..... oder war es doch erst der Lagerschuppen? Aber bis dahin blieb zumindest noch etwas Zeit. Schließlich war der Winter eingekehrt und vorrangig konnte sich Hellmar um neue Werkzeuge und um kleinere Arbeiten kümmern..... Und um das Holz.
An richtig gutes, abgelagertes Bauholz kam man mittlerweile kaum noch heran und wenn, dann musste man einen satten Preis dafür bezahlen. Sicher, es war nicht sein eigenes Geld, aber die Schwierigkeiten ärgerten Hellmar. Denn irgendwann, nämlich dann wenn der Bau nicht mehr richtig voran käme, würde der Baron einen schuldigen suchen und dann wäre es natürlich leicht auf den Neuen zu zeigen der sich ja unbedingt als Baumeister beweisen wollte.

Manchmal sehnte er sich in die Stadt zurück, zu den Zeiten als er noch einfach nur Geselle war. Aber Baliho war für Hellmar ein für alle mal Geschichte. Die anderen Handwerker hatten ihn bedrängt mitzukommen und die Stadt wieder aufzubauen. Doch sein Entschluss stand fest. In Baliho gab es nichts mehr für ihn. Hier hingegen gab es genug Arbeit, eine feste Anstellung und.... naja........die Bäckerstochter.

Hellmar wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen, als eine Gruppe Reiter in den Innenhof der Motte geritten kamen. Dem umherspritzenden Schlamm konnte er nur teilweise ausweichen und gerade als er zu einem ärgerlichen Ausruf ansetzen wollte, viel ihm wieder ein, dass er nicht mehr in Baliho war und kein freier Bürger mehr. Falls er dem Falschen hier etwas an den Kopf warf, konnte es ihm mal schnell den Eigenen kosten.
"Sageböcke" grummelte er stattdessen in sich hinein, bevor er seinen Weg fortsetzte.

Als er am schwarzen Brett vorbeikam, hielt er kurz inne, als sein Blick auf ein Stück Papier viel, welches ein Junge gerade dabei war anzuschlagen.
Er las kurz und richtete sich dann an den Jungen.

"So, dü sochst also'n Discher? Und Talent schall hei uck noch hemm? Um wat gaht dat denne?"

Der Junge hustete arg und versuchte, wenn auch ungeschickt, zu verstecken wie groß doch sein Interesse an den stapeln Münzen war, die der Kämmerer schon seit geraumer Zeit anhäufte. Misstrauisch beäugte ihn dieser durch Wolken von Schwarzkieferharz hindurch ohne dabei in seiner Zählerei inne zu halten:
"Und Du warst auch an der Motte sagst Du?"

"Ja, He *E-ehr*... Ja, Herr!"

"Dein Vorgänger ist einfach mit seinem Lohn durchgebrannt." Johann hatte einen weiteren Zehnerdstapel Münzen aufgerichtet. Drei einzelne, kupferne Taler lagen noch vor ihm. Axel-zuckend strich er sie sich in die Hand und warf sie dem Jungen in den Schoß. "Ich hoffe Du bist nicht so eine Enttäuschung."

"Nein Herr! Gewiss nicht," beeilte sich der Junge, eingehüllt von Rauchschwaden, zu sagen.

"Du kannst nun gehen."

Der Junge, Johann schätzte Ihn auf etwa 14 Sommer, floh geradezu aus dem Raum. Selbst noch durch die geschlossene Tür hindurch konnte man ihn nach Luft schnappen hören als er durch den Gang davoneilte.
Johanns Blick fiel auf die Grobfassung des Aushangs den er dem Jungen aufgetragen hatte zu verteilen. Er lag immer noch in dem Wust aus Unterlagen neben ihm.

Talentierte Tischler gesucht!

Das Kloster Doralsmnund,
Sitz des heiligen Orden des... (Laerke, fügt hier den üblichen Wust ein.)

...sucht einen fähigen Tischler oder, so er sich geeignet fühlt, Zimmermann der sich sowohl durch handwerkliches Geschick in der Mobiliaranfertigung wie auch durch eine beruflich, professionelle Diskretion auszeichnet.
Eine Belohnung findet zeitunabhängig nach angefertigtem Objekt statt... (Laerke, bitte suche den gängigen Tarif bei uns raus und runde den optimistisch auf.)

Gezeichnet
Johann Lechler von der... (auch hier wieder den üblichen Text einfügen. Danke. Das Ganze dann in zehnfacher Ausführung.)


Nach kurzer Überlegung warf er ihn in die schwelende Kaminglut.

"Ähh, wie?" Der Junge fuhr zusammen und blickte sich ertappt wirkend um.
"Ich weiß nicht genau Herr... Ich sollte nur für den Orden Aushänge verteilen."
Mit entschuldigendem Lächeln deutete er auf den Zettel.

"Talentierte Tischler gesucht!

Das Kloster Doralsmnund,
Sitz vom Orden des heiligen Ocklas, Einiger der Kirchen, Standarte der Gemeinschaft der Achte,

sucht einen fähigen Tischler oder, so er sich geeignet fühlt,
Zimmermann der sich sowohl durch handwerkliches Geschick in der Mobiliaranfertigung,
wie auch durch eine beruflich, professionelle Diskretion auszeichnet.
Eine Belohnung findet zeitunabhängig nach angefertigtem Objekt statt.
Qualitätsentsprechend wird ein Lohn von einem Silbertaler für zufriedenstellende Arbeit gezahlt.
Baumaterial wird, im angemessenen Rahmen vorrätig gelagert.

Gezeichnet

Johann Lechler von der Firnwacht,
Prediger der Achte, Diener des Malvs, Kämmerer vom Kloster Doralsmund, dem Sitz des Orden des Ocklas."

Salome hatte den Handwerkern eine Liste der Flüchtlinge aus Baliho mitgegeben, die sich in Bärenfels angesiedelt hatten, der Liste hatte sie eine Bitte um eine Abschrift der Dokumente der betreffenden Bewohner beigefügt. Nun saß sie in ihrer Kammer und versuchte sich an dem Bericht für Sir Landraik. Unzufrieden betrachtete Salome die erste Seite, mit vor Kälte steifen Fingern schrieb es sich einfach nicht gut. Zwar war sie Sir Landraik sehr dankbar für die Kammer, sie hatte noch nie eine eigene Kammer für sich alleine gehabt und das Fenster ermöglichte es ihr tatsächlich fast den ganzen Tag zu schreiben, doch kam leider nicht nur Licht, sondern auch die eisige Luft herein.
Sie blies sich in die hohlen Hände und beschloss eine Runde durch die Motte zu drehen. Dabei würde ihr sicher wieder warm werden und vielleicht begegnete sie ja auch Hellmar. Den Tischler aus Baliho hatte sie seit der Rückkehr aus den Drachenlanden nicht mehr gesehen und das obwohl sie schon nach ihm gesucht hatte. Salome nahm an, dass auch er direkt in den Arbeitsalltag integriert worden war und dadruch ständig unterwegs war. Sie lächelte, als sie die Tür hinter sich zuzog. Sie hatten Glück gehabt, der Baron hatte ihnen eine Unterkunft und Arbeit gegeben, eine sichere Zukunft.

Wenn da nur nicht diese Träume wären...
mit einem unwilligen Kopfschütteln vertrieb Salome den Gedanken und machte sich auf den Weg durch die Motte.

"Kloster Doralsmund? Davon heff ick doch schonmoal hert." Sagte Hellmar mehr zu sich selbst als zum Jungen.

Der Auftrag hörte sich interessant an, denn in Baliho hatte die Kirche immer ordentlich für die Arbeiten bezahlt. Und bis neues, abgelagertes, Bauholz herangeschafft wurde, könnte er sich da vielleicht ein Zubrot verdienen? Möglicherweise könnte er auf dem Weg dahin sogar noch weiteres Holz kaufen und zur Motte bringen lassen? Hellmar musste sich eingestehen, dass es ihm unter den Nägeln brannte, mal wieder aus der Motte raus zu kommen, Bäckerstochter hin oder her.

"Kannst dü mick vertelln, wie weit dat von hier wech is und wer disser Lechler is?", wandte er sich wieder an den Burschen.

"Wie weit da... Ach! Ähm, zu Pferd oder Kutsche ist das etwa eine halbe Tagesreise in die Richtung." Der Junge deutete über Hellmars Schulter.
"Ihr geht einfach immer die Reichsstraße entlang bis sie sich vor einem Wald gabelt, dann Rechts und weiter wie ausgeschildert. Vor der Brücke über den Reyerbeek geht es dann links.
Und Lechler... das ist der Kämmerer von dem Kloster. Ist halt so'n Kleriker. Kümmert sich gerade darum, dass der Bau des Klosters läuft glaub ich. Habt Ihr sonst noch fragen?"

"Wie grod is denn dat Kloster? Und könn die den versprochenen Preis uck betoaln?" Hellmar dachte an die Gerüchte, welche in der Motte in jüngster Zeit kursierten.
"Wie sicher was denn die Stroate wesen, as dü hier herkomen bist? Man heret joa die wildesten Geschichten"

Und noch bevor der Junge antworten konnte, schob er nach: "Wesst dü ob dat in der Gegend vom Kloster noch genuch Holz gift?"

Der Junge lauschte angestrengt und zog die Stirn kraus. Dabei bewegte er leicht die Lippen als würde er im stillen die Sätze die er hörte wiederholen.
Als Hellmar in fragend ansah brauchte er einen Augenblick bis er antwortete:

"Öh... Ich war noch nicht bei irgend'nem anderen Kloster. Ist aber schon ziemlich groß. Besonders die Tempelhalle ist richtig gewaltig! Da würde das Haus meiner Alten ganz reinpassen! Ich glaub schon, dass die Gulden im Keller hab'n...
...und auf den Wegen ist mir nichts aufgefall'n. Ihr solltet aber nicht nachts reisen! Man sagt, dass ein Fangpihr hier sein Unwesen treibt!"

Er grübelte kurz und lachte dann halbherzig:

"Naja... liegt halt in 'nem Wald. Da ist immer Holz, oder?"